Ölimporte in die  EU

 

Verteilung der Erdölimporte der Europäischen Union nach Herkunftsland im Jahr 2019 (Quelle Statista)

 

 

Deutschland deckt rund ein Drittel seines Ölbedarfs aus Russland, der Rest kommt aus Norwegen und den EU-Staaten. Andere Länder in Europa sind deutlich abhängiger von russischem Öl. Etwa 4,5 Millionen Barrel Rohöl hat Russland vor dem Krieg mit der Ukraine täglich nach Europa exportiert.

 

Mit Gas erzielte Russland im vergangenen Jahr 2021 Einnahmen in Höhe von rund 62 Milliarden Dollar. Dagegen hat Russland mit  180 Milliarden US-Dollar etwa den dreifachen Betrag durch den Export von Erdöl verdient. Jeden Tag kommt rein rechnerisch eine halbe Milliarde Dollar dazu. Will der Westen Putin wirklich wehtun, muss er statt eines Gaskaufstopps auf das russische Öl verzichten.

 

 (Quelle RND RedaktionsNetzwerk Deutschland)

 

 

Nachfrage nach Rohöl aus der EU sinkt mittelfristig

Die Europäische Union (EU) ist Russlands wichtigster Exportmarkt für Rohöl und Ölprodukte. Rund die Hälfte der entsprechenden Ausfuhren in die EU erfolgt über die Pipeline "Druschba" oder per Schiff. Russlands Marktanteil an den europäischen Importen liegt bei etwa 30 Prozent. Deutschland deckt knapp ein Drittel seines Rohölbedarfs mit Einfuhren aus Russland und bezog 2020 rund 26,3 Millionen Tonnen Erdöl. Wichtigster Grund für die russische Dominanz auf dem EU-Markt ist die Beschaffenheit des gelieferten Öls, das für europäische Verarbeitungswerke besser geeignet ist als Öl aus anderen Weltregionen.

Mittelfristig wird die EU für Russlands Ölexporteure jedoch an Bedeutung verlieren. Durch den Green Deal dürfte die Nachfrage nach Rohöl sinken. Bis 2040 wird sich der EU-Markt halbieren, schätzt Leonid Fedun, Miteigentümer von Lukoil. Bei erfolgreichen Verhandlungen über das Atomabkommen JCPOA und einer Aufhebung der US-Sanktionen könnte zudem der Iran weitere 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag auf den Markt bringen und die Vormachtstellung Russlands bei seinem wichtigsten Abnehmer gefährden.

(Quelle Germany Trade & Invest)

 

Russlands Ölförderung

 

Der Trend zur Dekarbonisierung in der Europäischen Union (EU), den USA und China bringt Russlands Ölförderung mittelfristig in Bedrängnis. Im konservativen Szenario ihrer Energiestrategie rechnet die Regierung bis 2024 mit einem Anstieg der Produktion auf rund 555 Millionen Tonnen pro Jahr, anschließend bis 2035 mit einem Rückgang auf 490 Millionen Tonnen. Im optimistischen Szenario legt die Fördermenge bis 2024 auf 560 Millionen Tonnen zu und geht bis 2035 leicht auf 555 Millionen Tonnen zurück. Den Rekord aus dem Jahr 2019 mit 560,3 Millionen Tonnen erreicht die Ölförderung nur im positiven Szenario. Russland dürfte Mitte der 2020er Jahre den "Peak Oil" erreichen.

 

Geringere Öleinnahmen schmälern Bruttoinlandsprodukt und Staatshaushalt

Der Anteil der Öl- und Gasindustrie an der Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sank im Jahr 2020 im Vorjahresvergleich um 4 Prozentpunkte auf 15,2 Prozent, meldet der Statistikdienst Rosstat. Der Öl- und Gassektor trug demnach mit rund 197 Milliarden Euro knapp ein Siebtel zur russischen Wirtschaftsleistung bei. Im 1. Quartal 2021 fiel der Anteil der Öl- und Gaseinnahmen am russischen Staatshaushalt mit etwa 17,4 Milliarden Euro auf den niedrigsten Stand seit 2011. Die Bedeutung der Branche für Russlands Wirtschaft und Staatsfinanzen korreliert eng mit der Entwicklung des Ölpreises.

 

(Quelle Germany Trade & Invest)

 

Rossneft ist Russlands größter Ölkonzern

 

Im Jahr 2020 belegte Russland bei der Förderung von Erdöl mit einem Anteil von rund 11 Prozent Platz drei und rangierte damit hinter den USA und Saudi-Arabien. Im Vergleich zum Vorjahr hat das größte Flächenland der Erde damit einen Platz eingebüßt. Branchenprimus ist Rosneft mit 204,5 Millionen Tonnen, trotz eines Rückgangs von 11,2 Prozent im Vergleich zu 2019. Russlands größter Ölkonzern hielt damit 6 Prozent an der weltweiten und 40 Prozent an der russischen Ölförderung, gefolgt von Gazprom Neft (einschließlich Joint Ventures), Lukoil, Surgutneftegaz und Tatneft.

 

Konzerne investieren in neue Ölfelder

Russland liegt mit Erdölvorkommen im Umfang von rund 80 Milliarden Barrel im globalen Länderranking auf Platz acht. Nach Berechnungen des Umweltministeriums vom September 2019 haben die nachgewiesenen Erdölvorräte einen Wert von rund 1 Billion US-Dollar (US$). Die Öl- und Gasreserven im arktischen Schelf werden zusammen auf etwa 20 Billionen US$ geschätzt.

 

Die russischen Ölkonzerne investieren gegen den weltweiten Trend weiter in die Erschließung neuer Vorkommen. Im Jahr 2020 wurden in Russland rund 70 Prozent der weltweiten Öl- und Gasreserven entdeckt, meldet die Energieagentur Westwood. Um ein stabiles Produktionsniveau bis 2035 aufrechtzuerhalten, müssen laut Energieministerium bis 2025 mindestens 10,4 Milliarden Tonnen neu erschlossen werden. Der Anteil neuer Lagerstätten wird bis 2025 rund ein Viertel der Ölförderung einnehmen und bis 2035 auf ein Drittel steigen, prognostiziert Anton Rubzow, Direktor der Abteilung Öl- und Gasverarbeitung im Energieministerium. Hierzu seien bis 2035 Investitionen von knapp 19 Billionen Rubel (rund 220 Milliarden Euro) erforderlich.

 

Rosneft investiert 2021 circa 11,5 Milliarden Euro in neue Förderprojekte. Lukoil kalkuliert das Vorjahresniveau von rund 5,7 Milliarden Euro ein und will Ende 2021 seine Entwicklungsstrategie bis 2032 mit Investitionsprojekten im Umfang von 7 Milliarden US$ vorstellen. Gazprom Neft plant mit 4,8 Milliarden Euro etwa die gleiche Summe ein wie im Vorjahr.

 

(Quelle Germany Trade & Invest)