Berlin gibt Mittel für FSRUs frei

19. April 2022
Schwimmende LNG-Terminals: Bundesregierung prüft Standorte an Nord- und Ostsee

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Golar Freeze, 1977 in Kiel gebaut, liegt heute als schwimmendes Flüssiggasterminal (FSRU) in Jamaica

 

Stena LNG-Terminal

 

Berlin gibt Mittel für FSRUs frei

Bereits im kommenden Winter könnte Deutschland LNG über gecharterte schwimmende Terminals importieren: Die Bundesregierung will für vier Floating Storage and Regasification Units (FSRUs) in den kommenden zehn Jahren bis zu drei Milliarden Euro investieren. Das Finanzministerium hat demnach die Mittel bereits freigegeben, ohne den Haushaltsausschuss des Bundestags vorher hinzuzuziehen. Dies sei aus „zwingenden Gründen“ geboten, hieß es in einem Schreiben des Bundesfinanzministeriums an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.

 

Entsprechende Charterverträge sollten vergangenen Donnerstag und diesen Mittwoch unterzeichnet werden. Ziel sei der Import von Flüssigerdgas zur Sicherung der Gasversorgung für Deutschland. Mehr LNG ist ein Baustein in den Bemühungen der Bundesregierung, die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu verringern.

Ein Sprecher von RWE sagte, der Energiekonzern sei daran beteiligt, im Auftrag und im Namen der Bundesregierung schwimmende LNG-Terminals zu chartern. In Abhängigkeit davon, wie schnell der landseitige Anschluss für die Pipeline zur Verfügung stehe, gehe RWE davon aus, dass die Floating Storage and Regasification Units zum Teil bereits im kommenden Winter einsatzbereit sein könnten. Die Bundesregierung prüfe, welche Anlandepunkte infrage kämen. Vorstellbar wären Häfen wie Wilhelmshaven, Brunsbüttel oder Rostock.

 

Aus Regierungskreisen hieß es, es sei richtig, dass es Vertragsunterzeichnungen durch das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium für das Chartern von drei schwimmenden LNG-Terminals gebe. Das Chartern selbst erfolge durch private Unternehmen. Es liefen derzeit auch Planungen und Vorbereitungen für Verhandlungen für einen vierten schwimmenden Terminal.

 

Im „Fortschrittsbericht Energiesicherheit“ des Wirtschaftsministeriums von Ende März hieß es, die Bundesregierung habe über die Unternehmen RWE und Uniper Optionen für drei schwimmende LNG-Terminals erworben, um die Versorgungssicherheit in Deutschland weiter zu erhöhen. Die Bundesregierung prüfe derzeit mögliche Standorte an der Nord- und Ostsee. Dort könnten die Terminals kurzfristig eingesetzt werden. Im Schreiben des Finanzministeriums war von vier schwimmenden Speicher- und Regasifizierungseinheiten die Rede.

 

Ein LNG-Importterminal ist unter anderem in Wilhelmshaven geplant. Um dieses an das Gas-Fernleitungsnetz anzubinden, soll im Landkreis Friesland noch bis Ende dieses Jahres eine 30 Kilometer lange Pipeline entstehen (thb.info 11. April 2022). Spätestens Anfang 2023 soll mit dem LNG-Import über Wilhelmshaven begonnen werden.

 

(Quelle THB – Täglicher Hafenbericht bek/dpa)

 

Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten mit Gas heizen. Über 40 Gasspeicher sorgen hierzulande dafür, dass es in den kalten Monaten warm bei Dir zu Hause ist. Zurzeit sind die Gasspeicher aber kaum gefüllt – und einfach auffüllen ist schwierig, denn Gas ist derzeit extrem teuer.

 

Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BEDW) stieg der Gaspreis für Haushalte in Mehrfamilienhäusern zum Jahresbeginn 2022 um 83% an, von 6,47 Cent/kWh auf durchschnittlich 11,84 Cent/kWh. Wer einen neuen Vertrag abschließt, muss nochmal mit höheren Preisen rechnen. Manche Gasanbieter nehmen derzeit keine neue Kunden auf.

 

Wie bildet sich der Gaspreis?

Früher war der Gaspreis weitgehend an den Ölpreis gekoppelt. Das haben die Produzenten, Importeure und Versorger von Gas in brancheninternen Vereinbarungen so festgelegt, um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen. Stieg der Ölpreis, dann stieg normalerweise kurz darauf auch der Preis für Gas. Der Zusammenhang ist heute nicht mehr unbedingt gegeben. 

Heute wird der Gaspreis (wie auch der Strompreis) entweder zwischen Erzeuger und Versorger in langfristigen Verträgen ausgehandelt – oder kurzfristig an der Gasbörse. Der Handel an der Börse ist allerdings noch sehr jung: Erst 2007 wurde an der Leipziger Energiebörse EEX die Gasbörse ins Leben gerufen.

 

Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?

Der Gaspreis setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen.

1. Gasbeschaffung und Vertrieb

Der Einkaufspreis für Gas ist abhängig davon, wie gut der Gasversorger mit verhandelt hat. Entweder er hat mit Gaslieferanten über mehrere Jahre Verträge abgeschlossen oder er handelt an der Gasbörse mit. Zum Einkaufspreis kommen noch die Kosten für Vertrieb und Marketing sowie ein Gewinnaufschlag, die sogenannte Marge. Dieser gesamte Bestandteil des Gaspreises macht 63% des Endpreises aus und kann vom Gasversorger beeinflusst werden.

 

2. Netzentgelte

Die über 700 Betreiber der Gasnetze in Deutschland verlangen Gebühren für den Transport des Gases durch ihre Netze – die sogenannten Netzentgelte. Diese Kosten gibt Dein Gasversorger an Dich weiter. Mit diesen Gebühren werden die Gasnetze betrieben, gewartet und ausgebaut. Gas wird über Rohre unterirdisch transportiert. 

Zusätzlich sind die Kosten für die Gaszähler, also deren Betrieb, Wartung und Messung, im Netzentgelt enthalten. Die Netzentgelte sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, umfassen aber durchschnittlich 11% des Gaspreises.

3. Steuern und Abgaben

Knapp 26% des Gaspreises gehen als Konzessionsabgabe, CO2-Preis, Erdgassteuer und Umsatzsteuer an den Staat.

Die Konzessionsabgabe wird an Städte und Kommunen für den Bau und Betrieb der Gasleitungen gezahlt. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach der Einwohnerzahl der Gemeinde und reicht von 0,51 Cent/kWh bei kleineren Städten wie Xanten in NRW bis zu 0,93 Cent/kWh bei großen Städten wie Hamburg. 

Der CO2-Preis soll Anreize für ein umweltschonendes Verhalten setzen und steigt bis 2026 jährlich an. 2022 kostet eine Tonne CO2-Emissionen 30 Euro, was 0,65 Cent/kWh Aufpreis auf den Gaspreis bedeutet.

Zusätzlich kommen noch 0,55 Cent/kWh als Erdgassteuer auf den Gaspreis drauf. Die Umsatzsteuer wird auf Basis der Gesamtsumme aus Gasbeschaffung, Vertrieb, Netzentgelte, Erdgassteuer, Konzessionsabgabe und CO2-Preis berechnet.

 

(Quelle  Forbes Advisor https://www.forbes.com/advisor/de/gas/gaspreis/)