Mit  der Mosquitoflotte begann die Bananenschifffahrt

 

Diesen Beitrag habe ich als Mosquitoflotte am 17. Sep. 2020 in Wikipedia hochgeladen und wurde im Laufe der Zeit von mir und weiteren Wikipedianern ergänzt.  Diese Version auf meiner Homepage wurde erheblich in der Illustration erweitert.

 

 

Kapitän Dow Bakers Schoner Telegraph

Als Mosquitoflotte wurden viele kleine vorwiegend norwegische Dampfer mit Laderaumlüftung aber ohne Kälteanlagen bezeichnet, die um 1900 Bananen von den Häfen der Karibik nach Nordamerika transportierten. Sie wurden vorwieged  mit Kohle beheizt.

 

Wird die Bananenfahrt nach Nordamerika in drei Phasen eingeteilt, dann gehört die Zeit der Mosquitoflotte zur 2. Phase.

 

Norwegische Schiffe der frühen Mosquitoflotte gebaut um 1890

 

Pionierphase – die ersten 100 Jahre (1804–1870)

 

Die internationale Bananenschifffahrt begann vor rund 200 Jahren in Amerika, als das Segelschiff Reyward 30 Stauden rote Bananen von Kuba nach New York brachte [1]. Obwohl dadurch noch kein regelmäßiger Bananendienst begründet wurde, beherrschten die kubanischen Bananen den sich in den nächsten Dekaden langsam entwickelnden nordamerikanischen Markt. Sie wurden um 1850 durch den Transport von grünen Bananenstauden aus Honduras, Jamaika und dem heutigen Panama abgelöst, die über Boston, New York und später New Orleans in die USA importiert wurden [1]. 

 

Weitere Fruchtschiffe der Mosquitoflotte

Die Bananen waren zu dieser Zeit Beiladung und wurden als Stauden häufig an Deck, später im belüfteten Laderaum von kleinen langsamen Seglern mit 3 bis 6 Knoten Geschwindigkeit transportiert. Je nach Dauer der Reise wurden 30 bis 60 Prozent der Früchte vorzeitig reif und ins Meer geworfen [1]. Trotzdem wurden vorwiegend hohe Gewinne erzielt und diese lockten weitere Händler an. Der amerikanische Bürgerkrieg unterbrach diesen Handel, der danach in eine stürmische Entwicklung überging [1][2].

 

 

2. Phase 1870 bis 1910 – Mosquitoflotte und Post- und Passagierdampfer

 

Kapitän Dow Bakers Telegraph, die um 1870 eine Bananenladung transportierte, zählte zu den Pionierschiffen. Am Ende dieser fließenden Pionierphase lösten Dampfer, wie die Bound Brook (830 PS, 13, 5 kn), Frutera (272 PS, 12,5 kn) mit 10–14 Knoten sowie Post- und Passagierdampfer, die langsamen Segelschiffe oder kleinen Dampfer mit Hilfssegeln ab. Es waren neben einigen englische und amerikanischen Reedereien besonders norwegische Reeder, die mit ihren vielen relativ kleinen weißen Schiffen die Fruchtladungen transportierten. Ab 1877 transportierten auch für den Gründer der Boston Fruit Company Dow Baker (der späteren United Fruit Company) viele Schiffe Bananen von Jamaika nach New York. Inzwischen gab es über 100 Fruchtgesellschaften und um 1884 sank der Preis für 1 Staude Bananen von 1,5 $ auf 0,35 $ [1]. Immer mehr Fruchthändler schlossen sich zusammen, durch Pleiten, Übernahmen und Fusionen entstanden aus sehr vielen kleinen einige wenige große Bananen-gesellschaften.

 

Die United Fruit Company (heute Chiquita) entstand am 30. März 1899 in Boston, Massachusetts aus der von Lorenzo Dow Baker und Andrew W. Preston gegründeten Fruchthandel-Firma Boston Fruit, und der von Minor C. Keith geleiteten Transportfirma Tropical Trading and Transport Company.

 

Die Fruchthändler charterten immer mehr geeignete mit guter Laderaumlüftung ausgestattete Schiffe, um die schnell steigende Nachfrage zu bedienen.Es waren oft britische oder norwegische Fruchtschiffe, die den Hauptteil der schnell wachsenden Bananentransporte nach Nordamerika und Kanada übernahmen. Bei diesen Schiffen wurden an Deck stehende von Dampfmaschinen angetriebene starke Lüfter eingesetzt, die die grünen Bananen in den Laderäumen mit Frischluft versorgten. Die jetzt geschlossenen Laderäume wurden mit viel Frischluft gespült, um das Reifegas Äthylen zu entfernen. Diese Lüfter wurden später durch elektrisch angetriebene abgelöst

 

 

Sie begannen den Handel und Transport professionell zu organisieren. Sie schlossen Vereinbarungen mit einigen Reedereien wie der englischen Atlas-Linie, deren Post- und Passagierdampfer Bananen als Beiladung transportierten [3]. 

 

Die Atlas-Linie wurden 1901 von der Hapag übernommen und ab 1903 mit modernen Schiffen der Prinzen-Klasse und zwei Kühlschiffen mit anspruchsvollen Passagiereinrichtungen ausgestattet.

 

Bild unten: Fortschrittliche Bekohlung eines Bananendampfers

3. Phase nach 1910, Kühlschiffe

 

Die Hapag führte nach der Übernahme der englischen Atlas Line der englischen Gesellschaft Atlas Steamship Co. neuartige Bananen-Schiffe mit Kälteanlagen in den Karibik-USA-Dienst ein. 1903 waren die zu Bananen-Kühlschiffen umgebauten Sarnia und Sibiria die ersten Kühlschiffe  in der Karibik. Es folgten die Neubauten Carl Schurz und Emil L. Boas. Sie wurden ab 1913 von der Atlas-Linie mit 14-täglichen Abfahrten von New York eingesetzt, transportierten Bananenen sowie Passagiere und bedienten zehn Häfen in der Karibik und Mittelamerika.

 

 

Die United Fruit Company begann im März 1903 mit der Venus (ex Santos II, Baujahr 1873), einem ehemaligen Hamburg-Süd-Schiff, Kühlversuche zum Bananentransport. Zu dieser Zeit gehörte die  Venus dem Reeder A. Christensen, Kopenhagen. Es wurde für diese Versuche gechartert und entsprechend umgebaut. Die dabei erzielten Ergebnisse waren so überzeugend, dass von der United Fruit Company umgehend drei Kühlschiffe bei Workman Clark & Co in Belfast bestellt wurden. Diese drei Kühlschiffe der sogenannten Pionierklasse, die San Jose, Limon und Esparta, wurden ab 1904 abgeliefert und konnten in ihren Kühlräumen rund 45.000 Stauden Bananen laden.

 

 

United Fruit Company, ein Kühlschiff der sogenannten Pionierklasse um 1910 in New Orleans beim Löschen

 

Danach wurden von der United Fruit Company nur noch Kühlschiffe in Auftrag gegeben und es folgten

insgesamt 13 neue Kühlschiffe der 5.000 t Klasse. Ab 1909 wurde mit der Atenas das erste der „5.000 tons Class“ von Workman Clark & Co abgeliefert, sie wurden für 100 Passagieren ausgestattet und waren teilweise der Prinzen-Klasse der Hapag nachempfunden, die seit 1904 im gleichen Fahrtgebiet fuhren. Diese neuen Kühlschiffe kamen unter britischer Flagge in Fahrt, wurden ab 1914 in den USA registriert und wurden auch als „Mail Boats“ bezeichnet.

 

 

4. Literatur

 

 [1] P. Davies: Fyffes and the Banana. The Athlone Press, London 1990, ISBN 0-485-11382-1.

 [2] K.-H. Hochhaus: Kälteanwendung auf Schiffen. In: Lehrbuch der Kältetechnik. Band 2, C. F. Müller, Heidelberg 1997, S. 977–1030.

 [3] Arnold Kludas: Die Geschichte der der deutschen Passagierschiffahrt. Band III, 1994, S. 122 Ein Fahrtgebiet wird neu geordnet.

 [4] Arnold Kludas: Die Geschichte der der deutschen Passagierschiffahrt. Band II, 1994, S. 40 Mittelamerikanisches Zwischenspiel.

 [5] K.-H. Hochhaus: Deutsche Kühlschiffahrt. Verlag H. M. Hausschild, Bremen 1996, ISBN 3-931785-11-4.

 [6] K.-P. Kiedel: Kühlschiffe, der weite Weg der Banane von der Plantage zum Verbraucher. Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven, 2000.

 [7] K.-H. Hochhaus: Kühlschiffahrt heute und morgen. In: 200 Jahre Seefahrtschule Bremen. 1999, S. 132–143.