Kapitel 10

  n-tes oder "Nicht- Ordensfest (1968 - 1977)

Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese. Groucho Marx, 02.10.1890 - 19.08.1977, US-amerik. Komiker, Schauspieler und Mitglieder der Marx-Brothers

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ordenszeitung zum  n´ten Ordensfest 1971 (Quelle Latte)

 

Was sonst noch so in diesem Zeitraum in Berlin und an der TU-Berlin geschah

 (Quelle TU-Pressestelle)

 11. 4. 1968 Auf den Studentenführer Rudi Dutschke wird ein Attentat verübt. Das Audimax der TU wird besetzt und zahlreiche Demonstrationen finden statt.

 

 27. 5. 1968 Studenten verhindern "Queen's lecture, Rektor Weichselberger tritt zurück.

 

 8. 7.1968 Abschaffung des Humanistischen Studiums als Pflichtstudium durch den Akademischen Senat.

 

 1968 Statt Wohnheime werden von Studenten Wohngemeinschaften angestrebt. 1968 wohnen 34 % der TU-Studenten bei den Eltern, 28 % in Untermiete und 11 % im Wohnheim.

 

10. 10. 1968 Verabschiedung des "Vorschaltgesetzes" zur Erprobung der Mitbestimmung, das an der TU kaum angenommen wird.

 

1. 8.1969 Berlin führt mit dem Universitätsgesetz eine Hochschulreform zur Mitbestimmung durch, die alte Ordinarienuniversität wird abgeschafft.

 

1969 Die sozialliberale Bildungspolitik fördert die Öffnung der Hochschulen für alle sozialen Schichten, an der TU Berlin erhöht sich der Anteil der Arbeiterkinder und beträgt zehn Jahre später ca. 12 %.

 

1970/71 Prüfungs-, Promotions- und Studiengebühren werden abgeschafft.

 

1971 beginnt die Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG. Über 40 % aller Studierenden erhalten BAföG.

 

5. 5.1970 Wahl von Alexander Wittkowsky zum ersten Präsidenten der TU Berlin.

 

31. Mai 1970 Feier zum 200jährigen Gründungstag der Bergakademie.

 

1971 TUB 10 000 Studierende, die Studentenzahl steigt sprunghaft an.

 

1973  Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund eingerichtet.

 

29. 5. 1973 Bundesverfassungsgerichts schreibt die Mehrheit für die Professoren vor.

 

1973-1983 Bau des Mathematikgebäudes.

 

23. 1. 1975 Verabschiedung des Hochschulentwicklungsplans des Landes Berlin.

 

Juli 1975 Erwerb des 1958-60 erbauten Telefunken-Hochhauses.

 

26. 1. 1976 Hochschulrahmengesetz verabschiedet. (Berlin: 22. 12. 1978).

 

16. 5. 1977 Wahl von Dr. Rolf Berger zum Präsidenten der TU Berlin.

 

 

 

 

 

Ordenszeitung zum  n´ten Ordensfest 1971 (Quelle Latte)

 

In den Jahren 1966 bis 1968 sind auch bei den Studenten der Schiffstechnik unübersehbare Tendenzen zu spüren, die an den alten Traditionen der Ausbildung, der Mitbestimmung und an der Latte zweifeln. Weiterhin nahm die Zahl der Schiffstechnikstudenten stark ab, wodurch die Aufgaben in der Latte auf immer weniger Schultern verteilt werden mussten. Das wurde vom 88. Ordenskapitel (Jürgen Sperlich, K. D. Bönig und Jobst Lessenich) bereits treffend beschrieben. 1971 fand das letzte Ordensfest statt. Zur Illustration wurden einige der für diese Ordenszeitung erstellten Anzeigen abgedruckt.

 

10.1 Das Ordensfest des 93. Ordenskapitels [13]

 Vielleicht werden Sie mit Verwunderung, Unbehagen oder gar Bestürzung die Einladung zum ersten "Nicht-Ordensfest" des 93. Ordenskapitels aufgenommen haben. Was tut sich in Berlin, werden Sie fragen, hat der Bazillus der "Roten Zelle" auch die Schiffbauer ergriffen?

 

 10.1.1 Schwächer werdende Aktivitäten auch in der "Latte"

 Der hier vorgebrachte Diskussionsbeitrag über die "Latte" ist nicht die Folge einer revolutionären Infiltration, sondern das Ergebnis nüchterner Überlegungen des derzeitigen (93.) Ordenskapitels, das sich auf die Zustimmung der Mehrheit der augenblicklichen Studenten in der Schiffstechnik, so wie sie sich in einer Vollversammlung artikulierte, stützt.

 

 Die Ausgangssituation ist folgende: Schon seit Jahren zeigte sich eine immer schwächer werdende Aktivität in der "Latte", das Interesse an dieser Institution nahm merklich ab. Wahlversammlungen zur Nominierung eines neuen Ordenskapitels wurden nur schwach besucht. Die Nominierung war stets ein besonders schwieriger Prozess, da sich kaum jemand bereit erklärte, die Bürde und Arbeit eines Ordenskapitels auf sich zu nehmen. Denn jeder wusste, mit einer Unterstützung des Ordenskapitels aus dem Kreis der Lattenmitglieder für seine Arbeit, die traditionellen Feste wie "Lattenspritze" oder das "Ordensfest" zu gestalten, ist kaum zu rechnen. Jeder, der nicht gewählt wurde, war froh, dass der "bittere Kelch" noch einmal an ihm vorübergegangen war. Daß sich trotz allem immer wieder Kommilitonen fanden, mag auf die grundsätzlich positive Einstellung gegenüber der Institution 'Latte" zurückzuführen sein.

  Der Sinn der Lattenveranstaltungen?

 Unter Aufwendung vieler Arbeit hatte man bisher das traditionelle „Ordensfest" gestalten können. Dabei blieb aber stets die Frage offen, ob der große Aufwand an Arbeit für die Verantwortlichen in einem befriedigenden Verhältnis zu dem Erfolg stand, der durch das "Ordensfest" und die anderen Lattenveranstaltungen erreicht wurde. Welches aber ist oder war nun der Sinn der Lattenveranstaltungen oder, um den Diskussionsrahmen noch weiter zu fassen, welches sind oder waren die Motive der "Schiffbauervereinigung Latte"? Um diese Frage zu beantworten, muss man weit in die Geschichte der "Latte" zurückgreifen, am Besten bis zu den Gründungsjahren. Da uns hierfür nun keine weiteren Unterlagen vorliegen, sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Viele Anzeichen in der Organisationsstruktur der "Latte" weisen darauf hin, dass sie als korporationsähnliches Gebilde gedacht war, in der sich die Schiffbaustudenten zu einer Gemeinschaft zusammenfinden konnten, um sich neben dem Studium durch Feste und Umtrünke zu unterhalten, eine zu jener Zeit durchaus angemessene Art der Unterhaltung. Und es bestand dazu auch sicherlich ehrliches Bedürfnis, da Unterhaltungsmedien, wie sie uns heute zur Verfügung stehen, fehlten.

 

Ordensfest, mehr als  Einsammeln von  Spenden

 Ein anderes sehr wichtiges und durchaus einleuchtendes Motiv mag gewesen sein, daß durch die gemeinsamen Veranstaltungen mit den Professoren ein persönlicheres Verhältnis geschaffen werden konnte, das sicherlich häufig zum Ausgleich der verschiedenen Interessenlagens beigetragen haben mag und schließlich zum Vorgänger des "Ordensfestes" geführt haben könnte. Durch das "Ordensfest“ wurde den Studenten Gelegenheit gegeben, in humorvoller Art und Weise Kritik an den Professoren zu üben. Dieses konnte durch die Verleihung entsprechender Orden geschehen. In dieser Form hatte sich bis vor kurzem das '“Ordensfest" in Berlin, heute noch in Hannover und Aachen, erhalten. Dabei wurde das Ordensfest für ältere Kommilitonen stets zum Anlass genommen, um sich mit ehemaligen Kameraden an ihrer alten Wirkungsstätte wieder zu treffen und um vielleicht den jungen Schiffbaunachwuchs zu begutachten.   

 

Auch wurde bei solchen Gelegenheiten mit Spenden nicht gegeizt, um einen Unkostenbeitrag zu leisten und mit Überschüssen dazu beizutragen, daß die Studenten bessere Arbeitsbedingungen auf ihren Sälen haben. Mit diesen Grundzielen der Organisation "Latte", wie da sind:

 -Pflege der Gemeinschaft unter den Studenten,

 -enger Kontakt zu den Professoren und Ehemaligen und

 -finanzielle Unterstützung der Studierenden durch Spenden

 erklärt sich dieses Ordenskapitel unbedingt einverstanden und tritt darum auch für ein weiteres Bestehen der Institution ein. Jedoch betrachtet es die Funktion der Festlichkeiten wie "Lattenspritze" und "Ordensfest" von einer anderen Warte aus, wobei es versucht, den veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen.  

 

10.1.2 Nachwuchsproblem bereits seit mehreren Jahren in Berlin akut [13]

 Diese Verhältnisse sind in erster Linie dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der schiffstechnischen Studenten stark zurückgegangen ist und das Nachwuchsproblem bereits seit mehreren Jahren in Berlin sehr akut ist. Dadurch ist die Zahl der Studenten, die an einer Ausgestaltung der Feste mitwirken könnte, stark reduziert. Hinzu kommt, daß das Studium bis zum Vordiplom zeitlich auf fünf Semester begrenzt ist und der junge Student darum voll in den Studienbetrieb in Form von Vorlesungen, Klausuren und Seminaren integriert ist, daß er nur wenig Zeit nebenbei erübrigen kann. Ähnlich geht es heutzutage auch den älteren Semestern. Durch die Hochschulreform, die ihnen das Vorziehen von Prüfungen ermöglicht, stehen sie fast ständig unter Prüfungszwang. Damit bleibt nun eine sehr geringe Anzahl von Studenten übrig, die von der zeitlichen Beanspruchung her in der Lage und willens sind, die umfangreiche Arbeit zur Gestaltung der Feste auf sich zu nehmen.

  

Gewiss werden die Ehemaligen sagen, überarbeitet hat sich noch keiner, auch wir hatten unsere Prüfungssorgen und trotzdem haben wir uns für ein "Ordensfest" eingesetzt. Doch gerade hier hat sich ein großer Wandel vollzogen. Die Interessen sind heutzutage so weit gestreut und individuell und kreisen keineswegs nur um die "Latte". Aktivität und Einsatzbereitschaft sind auch heute noch vorhanden, doch sieht man jetzt eine sinnvollere Anwendung dieser Aktivitäten neben dem Studium in politischen Hochschulgruppen, um einen Beitrag an der Entwicklung der Hochschule zu leisten.

 

"Ordensfasching" statt traditionellem "Ordensfest"

 Die Interessen der Studenten heute finden keine Befriedigung mehr in der Ausgestaltung eines Festes, wie das "Ordensfest", das fragwürdig geworden ist. Denn durch das "Ordensfest" alten Stils wird weder die Freude am Feiern zufrieden gestellt noch eine Gemeinschaft unter den Studenten dadurch gefördert.

 

Träger einer Gemeinschaft unter den Schiffbaustudenten ist heutzutage das Zusammenleben auf dem Saal. Eine Lattengemeinschaft wurde abgelöst durch eine Saalgemeinschaft. Ehemalige kommen, wenn sie geschäftlich nach Berlin reisen, nicht zur "Latte" bzw. zum Ordenskapitel, sondern auf den Saal, um die alten Bekannten vom Saal wieder zu sehen. Die Möglichkeit der Kritik an den Professoren beim "Ordensfest" hat sich inzwischen auch erübrigt, da durch die Beteiligung studentischer Vertreter in den Universitätsgremien hierzu genügend Gelegenheit besteht und wohl auch wirkungsvoller ist.

 

Nach diesen Überlegungen kommt das 93. Ordenskapitel zu dem Schluß, daß ein "Ordensfest" traditioneller Art nicht abgehalten werden solle, sondern dass sich die Lust am Feiern bei einem zwanglosen "Ordensfasching" austoben könne. Um den ehemaligen Kommilitonen und Professoren die Möglichkeit eines Treffens mit alten Freunden und Bekannten zu geben, haben wir zu diesem "Nicht-Ordensfest" des 93. Ordenskapitels eingeladen. Unser Beitrag soll die Ausgangsbasis für eine Diskussion über ein stets gegenwärtiges, aber selten ausgesprochenes Problem sein: wie attraktiv ist die "Heilige Frau Latte zu Berlin" heute und in Zukunft?

 Gez. das 93. Ordenskapitel

 

 

 

 

Wie  hier 1952 auf dem Jan Schütte Saal  wurden lustige Faschingsfeste gefeiert  (Quelle Latte)

 

10.1.3  Resümee über das "Nicht-Ordensfest" [13]

 Möglichkeiten in der Entwicklung der Schiffbauervereinigung "Latte" in Berlin, wie die Bezeichnung der Ordenszeitung sie noch offen ließ, sind durch die Ereignisse aufgehoben worden.

 

"N-tes Ordensfest", dieser Name sollte darauf hinweisen, daß auch in diesem Jahr ein weiteres Ordensfest in der langen Reihe der bereits abgehaltenen durchgeführt werden sollte. Allerdings war die Entwicklung an einen Verzweigungspunkt gelangt, an dem die Entscheidung fallen musste, ob die Ordensfeste in ihrer alten starren Form einer Belustigungsveranstaltung fort geführt werden sollen oder sie in Zukunft eine neue Gestalt bekommen sollen. Es war also in das Ermessen eines jeden Lattenmitgliedes selbst gestellt, das unbestimmte "N" durch ein "93." zu ersetzen oder dem Konzept des 93. Ordenskapitels zu folgen und an die Stelle des "N-tes Ordensfest" "1. Nicht-Ordensfest" zu setzen.

 

Auseinandersetzung über die Form und den Inhalt des Ordensfestes alten Stils

 Wie bereits erwähnt, ist diese Entscheidung schon gefallen, wozu die sehr geringe Beteiligung (ca. 40 Anwesende, davon 70 % Studenten) an der Veranstaltung wesentlichen Beitrag geleistet hat. Aus dieser Beteiligung lässt sich leicht das tatsächliche Interesse an der "Latte" ableiten, das die Bereitwilligkeit zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit einschließen sollte. Aber auch in dem kleinen Kreis der Anwesenden kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung über die Form und den Inhalt des Ordensfestes alten Stils. Dabei war folgende Konstellation offensichtlich und bezeichnend. Ehemalige Schiffbaustudenten, besonders stark vertreten durch die Assistenten, traten für die Weiterführung der Ordensfeste in ihrer alten Form ein, während die anwesenden Studenten diese Form nahezu einstimmig ablehnten. Da die Studenten aber in erster Linie die Betroffenen und auch die Träger der "Latte" sind, musste sich aus dieser Willenskundgebung als logische Konsequenz auch eine neue Organisationsstruktur ergeben. In groben Umrissen ist sie bereits während einer Versammlung verabschiedet worden und sieht etwa folgendermaßen aus:  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heiratsurkunde von Klaus Aßmann und Annerose Richter1953 (Quelle Latte)

 

 

 

Neue Organisationsstruktur der Latte [13]

 Direktorium: Es besteht aus 3 Mitgliedern, wobei jeder der drei Schiffbauersäle je einen Vertreter delegiert. Ihre Aufgaben liegen in erster Linie in der Koordination von Saalinteressen und Saalaufgaben, sofern sie auf Lattenebene von Interesse sind. Obendrein obliegt dem Direktorium

 a) die Verwaltung der Finanzen,

 b) Behandlung und Verwaltung der Lattenkorrespondenz und die

 c) Verwaltung des Latteneigentums. Die Direktoren sind die offiziellen Vertreter der "Latte"

 

Vollversammlung: Es ist die Versammlung aller Lattenmitglieder an der TU Berlin. Sie tagt einmal in Semester und wird vom Direktorium einberufen. Je nach Bedarf können auch außerordentliche Vollversammlungen einberufen werden. Initiativgruppen: Dies sind Gruppen, die sich aus einem Teil der Anwesenden zusammensetzen und für die Durchführung der in der Vollversammlung anstehenden Projekte verantwortlich  zeichnen.

 

Durch diese Struktur soll die "Latte" auf eine lebensfähige Grundsubstanz zurückgeführt werden, die den sinnvollen Arbeitseinsatz in einem gemäßigten Rahmen hält. Es werden in erster Linie die Interessen der Betroffenen durch die Betroffenen vertreten, und es bleibt jeder spontanen Initiative die Möglichkeit, sich zu entfalten.

  

Um einen besseren Informationsfluss zu den Ehemaligen zu gewährleisten und damit die echten Kontakte zu pflegen, ist beabsichtigt, die Ordenszeitung durch ein Mitteilungsblatt zu ersetzen, das je nach Bedarf halbjährig oder vierteljährig erscheint. Hierin sollen aktuelle Hochschulprobleme erläutert werden. Es soll auch die Möglichkeit bestehen, Leserbriefe von den Ehemaligen zu veröffentlichen. Nun liegt es an Ihnen, die Sie diese Zeilen lesen, Ihr ehrliches Interesse an der "Latte" zu bekunden. Schicken Sie uns Ihre Stellungnahme.

 

Den edlen Spendern sei an dieser Stelle noch einmal gedankt!

 n guter Hoffnung!

 Ein 93. und letztes Ordenskapitel!

 

 

 

 

 

 

 

Urkunde der Namensgebung von Professor Rossow  durch das 90. Ordenskapitularium der Latte im Jahr 1968  (Quelle Latte)

 

 

 

 

 

 

  

10.1.4  Die Aktuelle Frauenseite für Schiffbauerfrauen, Bräute und Vorbräute [13]

 Endlich ist das Saaltelefon mal frei und es meldet sich mit verbindlicher Stimme ein Herr, der mir, der Heißbegehrten mit den Worten "Itzenplitz, ans Röhr" und ähnlichen markanten Rufen ans andere Ende der Strippe befördert. Da habe ich ihn nun, aber wenn ich mir träumen ließ, in aller Ruhe ein beschauliches Gespräch führen zu können, so schlägt dieser Hoffnung aus der Tiefe des Saales Bierflaschengeklapper, Gerülpse (es weiß ja keiner, dass eine Dame „am“ Saal ist) und fröhliche Zurufe entgegen, die die Konversation des Telefonierenden erleichtern sollen.

 

Mein durch öfteres Zusammensein mit eminenten Größen des Schiffbaus trainiertes Hirn erfasst in Sekundenschnelle, daß man sich bei Schiffbauers immer mal wieder in feuchtfröhlicher Runde um etwas Trinkbares geschart hat. Mein im Stillen erhofftes Rendezvous beginnt sich schon in seine Bestandteile aufzulösen, als die vom lieben Biere um einige Oktaven herunter gebasste Stimme meines Gammellieblings mir mit lauter Unterstützung des Saales, ich höre Worte wie "Durrrrst" und „Flasche mitbringen" klarzumachen versucht, daß man doch durchs Telefon so schlecht miteinander anstoßen könne. Und sie wollten mich auch gern vom Bus abholen, wenn ich so schwer zu tragen hätte. Und die  Heilige Frau würde es mir auch sicher recht hoch anrechnen.

  

Ja, wer kann sich solchen Argumenten schon entziehen, und so schwinge ich mich mit einigen aus Vaters Vorrat stibitzten Flaschen in den Bus, um mit einigen beschwörend geflüsterten Worten das zentnerschwere Auge des Abendpförtners passiert habend, unter Stimmungs-Gebrüll auf dem Saal empfangen zu werden. Mein hausfraulich geschultes Auge schweift mit einigem Entsetzen über einen Tisch, an dem einige Schiffbauer gerade beim Beseitigen der Reste ihrer frugalen Abendmahlzeit sind, indem sie sich an leeren Stullenpapieren (Tellerersatz), Margarineresten, leeren Fischbüchsen und Wurstpelle zu schaffen machen, jedoch ohne dabei die eine Hand von der Bierflasche zu entfernen.

 

Dieses Tohuwabohu verschwindet aber bald hinter einem - Ordnung muss sein - grünen Vorhang im Essensschapp. Dennoch möchte ich lieber Hausfrau mit acht Kindern als hier  Saaldirektor sein. Und daß vom Trinkbaren nichts übrig blieb, das zu betonen ist ebenso überflüssig wie es sicher ist, dass bei Schiffbauers nicht nur gefeiert wird. Denn es gibt Zeiten, wo der Geist des Schaffens mit leisem Flügelschlage über den rauchenden Köpfen kreist und, eitle noch so sehnsüchtig wartende Schiffbauerbraut hat dann die Pflicht zu resignieren und den anhaltenden Arbeitsdrang gehörig zu würdigen. Versucht sie dennoch - IHN zu verführen (ins Kino natürlich) - so wird sie eine Pleite erleben, die ihr sagt, das es nun endgültig ernst wird, so kurz vorm Diplom in einigen Jahren. 

 

Aber so etwas pflegt sich bis zum nächsten großen Durst zu legen. Zukünftigen Schiffbauerbräuten sei gesagt, daß man sie ruhig nehmen kann, wenn man sie zu nehmen weiß. Die kühnen Konstrukteure jener Vehikel  die man nun eben mal zum Überqueren größerer Gewässer braucht, denn sie kriegen's ja von Kindesbeinen an eingeimpft, wie man das Leben mit Humor und Kameradschaft zu nehmen hat. In diesem Sinne, auf Euer Wohl, gelungene  Söhne der Frau Latte.

 

 

 

 

 

 

 

Werbung Hansa Ordner 1968   (Quelle Latte)

 

10.1.5  Aus dem Tagebuch eines Was ein Professor davon hält [13]

 C. Kruppa um 90. Ordensfest 1968

 Das jährliche Ordensfest der Heiligen Frau Latte zu Berlin - und natürlich im Besonderen das Neunzigste - wird als willkommener Anlass genommen, um wissensdurstigen Jüngern über einige Probleme zu berichten, mit denen sich Professorenkreise der Abteilung Schiffstechnik auseinandersetzen. Im Vordergrund steht dabei die Sorge um die stetige Tendenz in der Abnahme der Studentenzahlen, was zwar darauf schließen lässt, daß auch Schiffstechniker gelegentlich ihr Studium zum Abschluß bringen, aber an der betrüblichen Tatsache nichts ändert, daß der Nachwuchs fehlt. Dabei erscheint es ziemlich gleichgültig, ob man geburtenschwache Jahrgänge, Auswirkungen von Pressemeldungen über die deutsche Schiffbaukrise oder die Mauer hierfür verantwortlich macht. Eben so wenig ist sicher der Hinweis darauf angebracht, daß im Vergleich zu anderen Hochschulen die Zahl der neu immatrikulierten Studenten im Gesamtbereich unserer Fakultät ebenfalls erschreckend zurückgegangen ist. Es gilt vielmehr, durch geeignete Maßnahmen das Schiffbau- und Schiffsmaschinenbaustudium in Berlin attraktiver als bisher zu gestalten und die Öffentlichkeit hiervon zu unterrichten.

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1959 FAG (Quelle Latte)

Schiffsfertigung und Schiffsmaschinenbau [13]

 Eine Vorbedingung hierfür ist zweifellos, daß die Hauptfächer für das Schiff- und Schiffsmaschinenbaustudium gelehrt werden. In dieser Frage besteht gegenwärtig begründete Aussicht, daß das umfassende Gebiet der maschinentechnischen Einrichtungen (Anlagen) für Antrieb und Betrieb von Schiffen in naher Zukunft auf Ordinariatsebene in gewünschtem Umfang vertreten sein wird. (1969 wurde dies Problem mit der Berufung von G.  Großmann behoben, vom Verfasser ergänzt.) Hingegen haben bisher alle Bemühungen, das Gebiet der Schiffsfertigung wieder in den Lehrplan aufzunehmen, zu keinem Erfolg geführt. Dies ist um so bedauerlicher, als Wechselwirkungsprobleme zwischen Fertigung und Konstruktion ohne Zweifel die zukünftige Entwicklung der deutschen Schiffbauindustrie und ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt entscheidend bestimmen werden und es wenig sinnvoll erscheint, im Studienplan hierfür Fertigungsprobleme des allgemeinen Maschinenbaus anzubieten.

 

10.2 Eigenkritik der Professoren[13]

 Was die Form des im Studienplan Gebotenen und Verlangten angeht, so ist man zum Experimentieren geneigt und bereit, sich der Kritik zu stellen. Die Frage beispielsweise, in welchem Maße erprobte Rechenprogramme Routineberechnungen von vornherein ersetzen und die gewonnene Zeit für Paramterstudien frei machen können, wird gegenwärtig am Beispiel des Propellerentwurfs geprüft. Zweifellos bedarf es dabei veränderter Lehrmethoden, wenn das an Erfahrung kompensiert werden soll, was eine Rechnung "zu Fuß" nun einmal mit sich bringt. Es erscheint aber schlechthin nicht mehr denkbar, daß heute Diplom-Ingenieure der Schiffstechnik die Hochschule verlassen,  ohne mit den auf den Werften gebräuchlichen Rechenprogrammen vertraut zu sein. Als konservative Schiffbauer können wir natürlich auf das Zeichnen von Schiffslinien vorerst noch nicht verzichten, zumal unsere Heilige Frau gewiss nicht damit einverstanden wäre, wenn wir sie in so jugendlichem Alter schon in Theilheimer Koeffizienten auflösen wollten (nur wenigen Eingeweihten verständlich!).

 

Assistenten und Studenten werden an zukünftigen Sitzungen teilnehmen

 Professoren der Abteilung Schiffstechnik bemühen sich nicht zuletzt in einem neu geschaffenen Fakultätsausschuss für Reform von Lehre und Forschung das ihre dazu beizutragen, um kühnste Erwartungen übertreffende Reformvorschläge Wirklichkeit werden zu lassen. Assistenten und Studenten werden an zukünftigen Sitzungen der Abteilung Schiffstechnik teilnehmen, wenngleich auch die paritätische Vertretung noch nicht in unmittelbare Nähe gerückt ist.  

 

 

 

 

 

 

 

Hausorden der Latte Berlin (Ohm Krüger)

 

 

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sind erste Schritte erfolgt, zunächst im Berliner Rahmen, als Ergebnis haben Schulklassen zwei Institute der Abteilung besucht. Auf der Deutschen Industrieausstellung 1968, die erstmalig unter dem Thema "Qualität durch Forschung und Entwicklung" auch Hochschulinstituten Gelegenheit zur Ausstellung geben wird, hat die Abteilung Schiffstechnik die feste Absicht und gute Chancen, vertreten zu sein. Ob es auf diese Weise gelingt, das Interesse am Studium der Schiffstechnik in Berlin wieder zu beleben, wird allerdings erst die Zukunft zeigen. Es darf an dieser Stelle schließlich nicht versäumt werden, auch die Ex-Berliner Lattenbrüder daran zu erinnern, das ihre dazu beizutragen, damit die Heilige Frau ihrem nächsten Jahrzehnt mit Zuversicht entgegensehen kann, um mit uns gemeinsam 1978 das glorreichste aller Feste zu feiern

 

In der vorstehenden komprimierten Chronik der TU-Berlin werden Studentenunruhen in Berlin dokumentiert, die vielerlei Ursachen aber auch Folgen haben. Die Ordinarienuniversitäten werden abgeschafft und auch bei den Schiffbau-Studenten werden Zöpfe abgeschnitten, die viele Traditionen der Latte betreffen.

 

 

 Blick in den früheren Sass-Saal, dem heutigen Voigt-Sass-Saal, auf dem inzwischen der Computer Einzug gehalten hat   (Foto Dr. Hochhaus)

 

10.2.1  Studiendauer 9 Semester [13]

 Bescheinigung der Technischen Universität  Berlin  für Herrn Namenlos

 Herr Namenlos ist seit dem Winter-Semester 1962/63 an der Technischen Universität Berlin, Fakultät für Maschinenwesen, Abteilung Schiffstechnik als Student eingeschrieben. Die Zulassung zur Diplom-Hauptprüfung in dieser Abteilung setzt ein Mindeststudium von 9 Semestern Dauer voraus. Hierin ist die praktische Tätigkeit von insgesamt 39 Wochen (26 Wochen Grund- und 13 Wochen Fachpraktikum) nicht enthalten. Als regelmäßige Prüfungszeit ist ein Semester zu berücksichtigen.  lm allgemeinen ist es den Studenten nicht möglich, das Studium in der durch die Prüfungsordnung festgesetzten Mindeststudienzeit erfolgreich abzuschließen. Als tatsächliche Mindestzeit kann vielmehr die um ein bis zwei Semester erhöhte Mindeststudienzeit angesehen werden. Aber auch diese Zeit ist nur einzuhalten, wenn der Student sich voll seinem Studium widmet, er also weder in den vorlesungsfreien Zeiten noch in den Vorlesungszeiten eine Nebentätigkeit ausübt. Die Absolventen der Abteilung Schiffstechnik, die ihr Studium im Wintersemester 1966/67 erfolgreich abgeschlossen haben, benötigten tatsächlich  folgende Studienzeiten:

 

Zahl der Semester: 9           10       11       12       13       14       15       16       17       18

 

Zahl d. Studenten:   -            -          -         1          3          1         4         1        -          2

 

Berlin den 23.5.1967                                                                im Auftrage gez.  Rossel

 

 

 

 

 

 

 

 

Schüttes Latte-Verdienstorden II  (Quelle Latte)

 

10.2.2 Kleine Schiffbauerstatistik WS 68/69 [13]

 Zum ähnlichen Thema ist die folgende kleine Schiffbauerstatistik WS 68/69 aussagekräftig, die in der Ordenszeitung zum 91. Ordensfest stand und aus einer Statistik entnommen wurden, die Prof. Kölle aus den Rückmeldefragebogen zusammengestellt hat.

 

Anzahl der Schiffstechnik-Studenten an der TU Berlin   53

 Deutsche                                                                                          41

 Ausländer                                                                                         12

 

Verteilung der Studenten über die Semester

 

Semester

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20 und mehr

Anzahl

4

0

4

2

4

3

3

2

4

0

6

0

4

1

5

0

0

1

3

4

 

 Anteil mit Vordiplom: Schiffbauer 57%                                              Schiffsmaschinenbauer 55%

 Schiffbauer legten das Vordiplom mit durchschnittlich                        10, 3 Semester ab

 Schiffsmaschinenbauer legten das Vordiplom mit durchschnittlich       8,5 Semester ab

 

 Die Zahl der geschätzten Studienabgänger

 

Jahr

1968

1969

1970

1971

1972

1973

1974

1975

1976

Anzahl

1

13

8

8

8

3

1

0

1

 
 Der einsame Student von 1976 ist Schiffsmaschinenbauer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das maritime Flair grüßt von den Wänden des schiffstechnischen Arbeitssaales der Berliner Schiffbaustudenten (Foto Dr. Hochhaus)

 

 

 

10.2.3 Latte 1970 - 1975

 Klaas Spethmann

 Kam man als Student der Schiffstechnik 1970 nach Berlin, war man sich bewusst, dass in Berlin mehr Umbruch war als an anderen Universitäten. Die 68er-Bewegung war etwas zur Ruhe gekommen, deren Schwerpunkt ohne Zweifel Berlin war; vielleicht mit der Freien Universität und speziell dem Otto-Suhr-Institut an der Spitze.  Andererseits wusste man von der Tradition der Technischen Universität oder Hochschule Charlottenburg, vor allem, wenn man als Student auf dem 2. Bildungsweg ein Fachhochschulstudium hinter sich hatte. An den Fachhochschulen lernte man bei Hochschullehrern, die wiederum bei Professoren wie Professor Amtsberg und Professor Strohbusch gehört hatten. Diese Namen kannte man als junger graduierter Schiffbauingenieur und hatte dann das Vergnügen, bei Professor Amtsberg als Prüfungsobmann der Fakultät V vorzusprechen, nachdem man sich immatrikuliert hatte.

 

Spätestens dann lernte man alle Schiffbausäle kennen, zuerst den Schütte-Saal, dann den Horn-Saal und den Sass-Saal. Die Organisation des Studiums erfolgte frühzeitig, indem man sich für einen der Säle entschied, und bei dem Saaldirektor vorsprach. Die bewegte Zeit und der Umbruch kann nachempfunden werden: 1970 bezeichnete der Saaldirektor des Horn-Saales diesen als „liberal“, den Schütte-Saal als „links“ – oder, anders ausgedrückt, als fortschrittlich, und die Mitglieder des Sass-Saals als konservativ. Man war eingebunden in eine Gemeinschaft studentischer Organisation, in das Saal-Leben.

 

Parallel gab es die studentisch-akademische Selbstverwaltung, die aus der 68er-Bewegung an den Universitäten hervorging, wobei die technischen Studenten im Allgemeinen mehr an der zügigen Abarbeitung des Studiums interessiert waren –anders als an Instituten der Freien Universität. Neben diesen Möglichkeiten, erstmals als Student an Studienplänen und Prüfungsregularien mit zu bestimmen, gab es das ausgeprägte Saalleben. Vereinzelt kam es zu verhaltener Solidarität mit Reaktionen, die aus Maßnahmen des Senators für Wissenschaft und Kunst resultierten, zu Vorlesungsstreiks. Als studentischer Vertreter ging man zu den Professoren, um denen die Streikbeschlüsse mitzuteilen, die bei den älteren Professoren auf Unverständnis stießen.

 

Andererseits war das Verhältnis zu den Professoren durchweg gut und vertrauensvoll.  Bei Geburtstagen z. B. der erimitierten Professoren hatte man als Vertreter der Säle und der gesamten Schiffstechnik-Studentenschaft Gelegenheit zu Gesprächen über die neue Entwicklung des Studiums und die Vergangenheit und damit der Heiligen Frau Latte in Berlin. Ältere Saalbürger konnten das Brauchtum überbringen, wobei ein Latten-Leben 1970 und die Jahre danach als Folge der 68er-Bewegung nicht statt fand. Gewissermaßen ergab die studentische Mitverwaltung am Institut und Fachbereich eine Kompensation.  Es gab Insignien der Latte: Umhänge des Ordensmeisters, Schwerter und Stücke. Diese Utensilien waren zusammen mit dem Inventar zu den Saalfeten, Nikolausfeten usw. über die Säle verteilt und im Laufe der Zeit dezimiert. Die Ehren-Saalbürger Professor Metzmeier und Professor Strohbusch organisierten in unregelmäßigen Abständen Saalabende mit Vorlesungen und Anekdoten des Schiffbaus. Dabei fiel auf, wie mit dem Latte-Inventar umgegangen wurde. 1972 übergab Prof. Strohbusch ein Sparbuch der Berliner Bank, Eigentümer „Die Latte zu Berlin“, in treuhändische Verwaltung an mich. Ich hatte den Auftrag, das Vermögen in DM zu verwalten, wobei möglicherweise das Sachvermögen der Latte (Zeichenmaschinen, Latten, Molche, Kurvenkästen, Planimeter) schon in das Eigentum der Säle transformiert war.

 

Vereinzelt wurden Beträge über einige 100 DM zur Unterstützung von Exkursionen abgehoben. Die Besuche auf Werften in Westdeutschland waren immer mit Reisekosten durch die DDR verbunden. An andere Abbuchungen kann ich mich nicht erinnern. Möglicherweise wurde auch eine Riverboat-Party auf dem Wannsee mit der SPERBER von der Stern- und Kreisschiffahrt unterstützt und dafür Lattengeld verwendet. Inzwischen gab es wieder – im Gegensatz zu den frühen 70ern – etwas mehr Bezüge zur Latte. Die Fahrt mit der SPERBER begann auf dem Stößensee, und in den anschließenden Jahren gab es auch wieder Taufen bei Stößensee-Feiern. Ich bin mir ziemlich sicher, zum Abschluß meines Studiums 1975 das Sparbuch einem gewählten Ordenskapiturarium übergeben zu haben. Nach einer kaiserlosen Zeit (ohne Latte) von 1968 bis 1975 lebte die Latte wieder auf. Die Notlösung der treuhänderischen Verwaltung des Nachlasses seit 1972, veranlasst von Prof. Strohbusch durch einen Studenten/eine wissenschaftliche Hilfskraft, war überflüssig ge

 

 

 

Polarlicht, ein Kühlschiff von Blohm&Voss, gebaut für die Hamburg Süd    (Quelle B+V, U. Rittler)

 

10.3 Lehrer, die in diesem Zeitraum von 1968 bis 1977 begannen

 1969- 1998  Großmann, G. (Dr.-Ing., 1990 silberne Denkmünze der STG)                    Schiffskraftanlagen

 1973- 2008   Clauss, G. (Dr.-Ing., 2007 silberne Denkmünze der STG) Meerestechnik)

 1974- 1998   Nowacki, H. (Dr.-Ing.,  Dr. h. c., silberne Denkmünze der STG) Schiffsentwurf

 1974- 2007   Linde, H.  (Dipl.-Ing.) Seeverkehr, Schiffsentwurf

    

 G.  Großmann lehrte von 1969 - 1998 das Fachgebiet Schiffskraftanlagen  (Foto STG)

  

 

Günter Großmann (1928 - 1998) [4]

 

Günter Großmann wurde am 16. Juli 1925 in Petershagen/Weser geboren. Das 1943 begonnene Studium des Schiffsmaschinenbaues an der Technischen Hochschule Danzig beendete er nach kriegsbedingter Unterbrechung 1950 an der Technischen Hochschule Braunschweig mit dem Diplom als Maschinenbauer. Er begann als Konstrukteur bei der MaK in Kiel-Friedrichsort, 1953 wechselte er als Assistent an den Lehrstuhl für Mechanik der Technischen Hochschule Hannover, den anfangs Flachsbart und danach Pestel innehatten. Er wurde später Oberingenieur und nach der Promotion zum Dr.-Ing. (1957) wechselte Großmann zu den Kieler Howaldtswerken.

 

1969 wurde Großmann als ordentlicher Professor für Schiffskraftanlagen an die Technische Universität Berlin berufen. Hier entwickelte er eine rege wissenschaftliche Tätigkeit, wobei er an der  Systemauslegung von Schiffsantriebsanlagen, Lagerung und Aufbereitung des Schweröles und Inertisieren von Großtankern arbeitete. Der Wirtschaftlichkeit des Schiffsbetriebes galten viele Untersuchungen, daneben hat er  sich mit großem Einsatz um die akademische Lehre bemüht und war als Gastprofessor in den USA und Indonesien tätig. Weit über sein 65. Lebensjahr hinaus bis zu seinem Tod 1998 hat sich Großmann wissenschaftlich betätigt und einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Schiffstechnik an der Technischen Universität Berlin geleistet.

 

In der Schiffbautechnischen Gesellschaft, in der er von 1986 bis 1992 den Fachausschuss „Schiffsmaschinen“ leitete, fand Großmann seine wissenschaftlich-technische Heimat. Dafür, aber auch für seine leidenschaftlichen Vorträge und Diskussionsbeiträge erhielt er 1990 von der STG die silberne Denkmünze.