Europas Fruchthäfen

Von den über See transportierten Kühlgütern wurden 41 %, fast 17 Millionen Tonnen in westeuropäischen Häfen umgeschlagen. Kühlladungen gehören zu den wertvollen Gütern, die hohe Anforderungen an die gesamte Logistikkette stellen, und Früchte haben als lebende Güter die höchsten Ansprüche. Das gilt für die gesamte Kühlkette von der Ernte bis zum Verbraucher, jedoch besonders für den Seetransport und Hafenumschlag. Den Häfen als Umschlags- und zeitweiliges Zwischenlager kommt hier eine besondere Bedeutung zu, da neben der Qualitätskotrolle zunehmend Umpackfunktionen und Distributionsaufgaben übernommen werden. Die qualifizierte Handhabung ist wichtig, da die Früchte beim Umschlag durch ungeeignete Geräte, Methoden und ungenügenden Witterungsschutz Qualitätseinbußen und Schäden erleiden können.

 

Nordseehäfen des Kontinents

Der Nordseehafen Antwerpen hat sich an die Spitze der Fruchthäfen gesetzt, 1997 wurden rund 1,7 Millionen Tonnen umgeschlagen. Zusätzlich werden in Antwerpen ca. 150 000 Tonnen flüssiges Orangensaft–Fruchtkonzentrat pro Jahr umgeschlagen, das mit Kühl – Tankschiffen überwiegend aus Brasilien bei Temperaturen von Minus 10° C transportiert wird. Europas größter Hafen, auch für die Kühlschiffahrt sehr bedeutend, ist Rotterdam. Rotterdam profitiert als Haupthafen von den neuen wöchentlichen Südafrikadiensten, die von Seatrade Reefer Chartering NV und Cool Carriers angeboten werden.

Bei der Anlandung von Zitrus- und Saisonfrüchten hat es Änderungen gegeben. So hat zum Beispiel die südafrikanischen Vermarktungsorganisation Capespan den Fruchtverkehr nach Europa drastisch gestrafft und statt bisher 20 Häfen wird ab 1998 nur noch in vier Häfen (Antwerpen, Bremerhaven, Sheerness und Vlissingen) angelandet. Bremerhaven ist auch für den Kühlcontainerdienst von Südafrika (SAECS) ein wichtige Hafen. In Bremen und Bremerhaven werden insgesamt rund die Hälfte der nach Deutschland importierten tropischen und subtropischen Früchte umgeschlagen.

 

Ostseehäfen

Rostock als dritter deutscher Fruchthafen liegt in der Ostsee, seine Bedeutung ist durch die EU–Bananenverordnung stark zurückgegangen. Weitere Fruchthäfen in der Ostsee sind Göteborg, Helsingborg, Ventspil und St. Petersburg. Göteborg ist für Skandinavien ein wichtiger Hafen und leistungsfähiges Distributionszentrum für Bananen, aber auch für andere Früchte. Im lettischen Ventspil wird von Noord Natie mit lettischen Interessenten das Noord Natie–Ventspil Terminal errichtet, das im Januar 2000 eröffnet werden soll.

 

Englands Fruchthäfen

England verfügt als Insel mit langer Küste und vielen natürlichen hafenplätzen über viele Fruchthäfen. Der bedeutende Fährhafen Dover gilt als ein junger aufstrebender und besonders schneller Fruchthafen, er wird von etwa 100 Kühlschiffen im Jahr angelaufen und es werden jährlich ca. 200 000 Tonnen Kühlladung umgeschlagen. Neben Bananen, Ananas und Melonen werden Saison- und Zitrusfrüchte aus Südamerika angelandet.

Sheerness wurde bereits genannt, in idealer Lage für Londons Versorgung wurde Sheerness von Capespans als Fruchthafen für England ausgewählt. Vorher wurden die Kühllager modernisiert, vergrößert und die CA–Kapazitäten für 750 000 Karton geschaffen. Dadurch wird zukünftig der Umschlag von Saison- und exotischen Früchten zunehmen. Außerdem werden in England die Häfen Cardiff, Barry, Grimsby, Tilbury und Newhaven regelmäßig von Kühlschiffen angelaufen. In Grimsby wurden kürzlich neue Kühlhäuser für 12000 Paletten in Betrieb genommen. Tilbury hat sein modernes 1994 errichtetes Kühllager um die Kapazität von 4500 Paletten vergrößert und kann 16 500 Palette temperaturgekühlt lagern. Über Newhaven, am Englischen Kanal gelegen, werden überwiegend im Winter Gemüse von den Kanarischen Inseln angelandet.

 

Atlantik und Mittelmeer

In Frankreich sind Le Havre und Marseille bedeutende Häfen für den Fruchtumschlag. In Le Havre werden Bananen (500 000 t/a), Zitrusfrüchte (ca. 100 000 t/a) und Frischgemüse umgeschlagen. Mit etwa 375 000 Tonnen ist der Anteil der in Kühlcontainern transportierten Güter relativ hoch. Marseille als wichtigster Mittelmeerhafen hat die Umschlagseinrichtungen modernisiert und konnte 1997 über 500 000 Tonnen Fruchtladung umschlagen. Zwei neue Paletten–Gantry Krane mit einer Umschlagsleistung von über 200 Paletten pro Kran und Stunde ermöglichen zukünftig einen witterungsgeschützten Palettenumschlag.

Port Vandres liegt nahe der spanischen Grenze, ist ein kleiner französischer Fruchthafen im Mittelmeer und hat 1997 etwa 220 000 Tonnen überwiegend Früchte und Gemüse umgeschlagen. Bananen aus Kamerun bilden mit mehr als 60 % Löwenanteil, weitere Früchte und Gemüse kamen aus Südafrika, Argentinien und Marokko. Die Kühllagerflächen wurde 1998 auf 12 500 m² erhöht, um die durch die Nähe von Perpignan begünstigte bisherige Wachstumsperiode fortzusetzen.

Sagunto, Vigo und Tarragona heißen Spaniens Häfen für Kühlladung, letzterer für Import- und Exportladungen. Vigo liegt am Atlantik und wird gerne von Kühlschiffen auf dem Weg nach Nordwesteuropa als ersten europäischen Hafen angelaufen. In Vigo werden Teilladungen (Bananen, Saisonfrüchte) gelöscht, die weitgehend in Nordspanien verteilt werden. In Tarragona, dicht bei Barcelona am Mittelmeer gelegen, werden vorwiegend Saisonfrüchte aus Südafrika, Chile und Neuseeland umgeschlagen, die in Spanien aber auch nach Frankreich, Italien und in andere europäische Länder weiterverteilt werden. Tarragonas Hafen bietet Platz für zwei bis drei Kühlschiffe und verfügt über 60000 bzw. 95000 m³ Kühlraum.

 

Italiens Fruchthäfen Livorno (oder Leghorn), Civitaveccia, Neapel und Salerno befinden sich an der Westküste, Ravenna an der Ostküste des Landes. Vado und Genua liegen am Ligurischen Meer, Genua ist der wichtigste italienische Hafen für Kühlgüter. Ganz in der Nähe liegt Vado, ein kleiner aufstrebender Hafen mit einem bedeutendem Fruchtterminal. Er wird überwiegend von Kühlschiffen mit Bananen, Ananas und Exoten aus Mittel–und Südamerika angelaufen. 12000m² Kühllager gewährleisten eine geschlossene Kühlkette, eine Erweiterung um 6000 m² ist für 1999 geplant. Wurden 1988 erst 85000 Tonnen Kühlladung umgeschlagen, waren es 1997 rund 300 000 Tonnen und 2003 soll die 500 000 Tonnen–Marke überschritten werden.

 

Fruits

t

Citrus fruits

108 000

Fresh fruits

109 000

Bananas

92 000

Pineappies

67 000

Potatoes

42 000

Fresh vegetabies

411 000

 

Ladungsumschlag von Marseille (Frucht und Gemüse)

 

Year

Grapes

Deciduous Fruit

Bananas

Citrus

Other

SUM

1993

67477

130657

908244

119244

185929

1411551

1994

42865

177765

854696

233015

74209

1382550

1995

56549

251713

852166

334267

44897

1539592

1996

75949

223607

913478

304643

17782

1535459

1997

72963

174227

1132796

210810

129751

1720547

 

Kühlladungs Umschlag von 1993 –1997 für Antwerpen

 

Port

1996

Total [t]

1996

Bananas [t]

1997

Total [t]

1997

Bananas [t]

Marseilles

595 150

115 016

500 073

91 746

Port Vendres

166 000

140 000

220 000

170 000

Le Havre

415 824

243 001

444 607

306 658

Dieppe

2 38 900

128 823

2 077

122 350

Dunkirk

8 969

0

41 193

37 607

Fruchtumschlag (gesamt und Bananen) in Frankreichs führenden Fruchthäfen