MS Artania, Neumotorisierung auf der Lloyd Werft

 

Hier berichte ich kurz über die Solaris, die 2021 von der Lloyd Werft abgeliefert wurde -

und ausführlich über einen sehr wichtigen Kunden der Werft, die Artania.

 

Karl-Heinz Hochhaus

 

Ende 2014 wurde die inzwischen 30 Jahre alte „Artania“ bei der Lloyd Werft einem aufwendigen Umbau im Passagierbereich und einer Neumotorisierung unterzogen. Außerdem erfolgte die Jahresdockung mit Wartungsarbeiten an der Ruderanlage, den Stabilisatoren und Bugstrahlrudern sowie dem Ausbau der beiden Schiffspropeller. Rund 45 Millionen Euro betrug das finanzielle Gesamtvolumen, der Löwenanteil floss in den Einbau der 4 neuen Hauptmaschinen und eines neuen Hilfsdiesels

 

  Foto der Solaris Mai 2021  (Quelle  Lloydwerft)  

  Pressemitteilung 27. Mai 2021

 

  Lloyd Werft übergibt die SOLARIS

 

Am Donnerstag, den 27. Mai 2021 wurde die 140 Meter lange SOLARIS von der zur MV Werften Gruppe gehörenden Lloyd Werft Bremerhaven übergeben. Dies ist der erfolgreiche Abschluss einer mehrjährigen Planungs- und Bauphase zur Realisierung dieses außergewöhnlichen Yachtprojekts.

 

Mit dem Ausdocken Ende Februar war die letzte Phase auf der Werft eingeläutet worden, mit Probefahrten auf der Nordsee und Ausrüstungsarbeiten in den Innenräumen, die nun ihr Ende gefunden hat.

 

„Wir sind sehr stolz, diese Herausforderung gemeistert zu haben“ sagte Friedrich Norden, Director Projects & Sales bei der Lloyd Werft. „Die SOLARIS ist in vielerlei Hinsicht ein Meisterstück. Hier wurden zum Teil sehr individuelle noch nie dagewesene Anforderungen im Yachtbau umgesetzt.“

 

 Die SOLARIS beeindruckt mit ihrer ungewöhnlichen Linienführung. Ein hellgrauer Rumpf und der weiße Aufbau, über dem sich ein breiter Bogen spannt, der beide Seiten verbindet - ein ikonisches Element der Yacht. Über 2.000 Quadratmeter Glasflächen mit den größten bisher in einer Yacht verbauten Scheiben bestimmen das Erscheinungsbild.

 

Die SOLARIS, angetrieben von acht MTU Motoren mit über 14.000 KW, wird über 18 Knoten erreichen. Dazu ein Zwillings ABB Azipod® System mit zusammen 9 MW Power, das größte in einer privaten Yacht verbaute System. „Für den Bau einer derartigen Yacht benötigt man hochqualifizierte Fachleute, die gemeinsam als Team zusammenarbeiten.“ erklärt Carsten Sippel, Geschäftsführer der Werft. „Wir sind sehr stolz eine derartige maßgeschneiderte Yacht gebaut zu haben. Nach der legendären LUNA haben wir erneut eine Yacht realisiert, die die höchsten qualitativen Ansprüche erfüllt und en Trockendocj 1 dem setzt.“

 

 

 

 

 

 

 

Die Solaris hat das Schwimmdock verlassen und liegt an der Ausrüstungspier neben Trockendock 1 (Foto Scheer)

 

Die Superyacht "Solaris" im Schwimmdock der Lloyd-Werft in Bremerhaven an der Weser (Quelle  Lloydwerft) 

 

Lloyd Werft, Neumotorisierung der MS Artania

 

1 Einführung

Die „Artania“ ist ein Kreuzfahrtschiff der Schiffsmanagementgesellschaft V. Ships Leisure aus Monaco und ist seit Mai 2011 beim Reiseveranstalters Phoenix Reisen aus Bonn in Charter. Sie ist bekannt,da die Folgen 81 bis 329 der TV-Doku-Serie  Verrückt nach Meer hier gedreht wurden,die einen Blick hinter die Kulissen eines Kreuzfahrtschiffs erlauben.

 

Die „Artania“ ist 230 m lang und mit rund 44.600 BRZ vermessen. Sie ist eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe ohne Innenkabinen und wurde 1984 als „Royal Princess“ von der Bauwerft Oy Wärtsilä Ab (Helsinki, Finnland) für die 1965 gegründete Princess Cruises abgeliefert. 2006 baute die Bremerhavener Lloyd Werft die damalige „Royal Princess“ für die britische Reederei P&O Cruises zur „Artemis“ um. 2011 erfolgte hier in Bremerhaven auch der Umbau von der „Artemis“ zur „Artania“.

 

Ende 2014 wurde die inzwischen 30 Jahre alte „Artania“ bei der Lloyd Werft einem aufwendigen Umbau im Passagierbereich und einer Neumotorisierung unterzogen. Außerdem erfolgte die Jahresdockung mit Wartungsarbeiten an der Ruderanlage, den Stabilisatoren und Bugstrahlrudern sowie dem Ausbau der beiden Schiffspropeller. Rund 45 Millionen Euro betrug das finanzielle Gesamtvolumen, der Löwenanteil floss in den Einbau der 4 neuen Hauptmaschinen und eines neuen Hilfsdiesels

 

Insgesamt nur 76 Tage standen der Lloyd Werft für diese aufwendigen Umbauten dem Anbau neuer Balkone sowie die Erneuerungen an der Elektronik, den Alarm- und Feuermeldesystemen sowie zur Verfügung. Aufgrund der vorherigen Werftaufenthalte waren die Ingenieure der Lloyd Werft mit dem schönen Kreuzfahrtschiff bestens vertraut. Da die 400 regulären Besatzungsmitglieder und einige Arbeiter während der gesamten Werftzeit an Bord wohnten, lief der Bordbetrieb weitgehend weiter. Rund 500 Werftmitarbeiter und Mitarbeiter verschiedener Firmen arbeiteten in Schichten an Bord, um diesen Termin zu halten.

 

Folgende Fotos Dr. Hochhaus

 

2. Umbauten im Passagierbereich

 Im Passagierbereich wurde das Lido Buffet Restaurant (Deck 8) und das Restaurant Vier Jahreszeiten (Deck 2) neu gestaltet. Der  Kopernikus Pool (Deck 8) wurde erneuert und die Pazifik Lounge erhielt neue Panoramafenster. Alle Kabinen erhielten neue Teppiche, Vorhänge, und neue Polster auf den Stühlen. Die mit Badewanne ausgestatteten Badezimmer in den Kabinen der verschiedenen Decks wurden komplett umgebaut, neu gestaltet und mit  Duschen versehen.

 

Folgende Fotos Dr. Hochhaus

2. Umbauten im Maschinenbereich

 Die 1984 modernen und leistungsstarken 4 Pielstick Hauptdieselmotoren waren 6 Zylinder-Reihenmotoren vom Typ 6PC4-2L. Sie wurden für die “Royal Princess” von Wärtsilä in Lizenz gefertigt, eingebaut und mit insgesamt 23.200 kW verliehen sie dem Schiff eine Nenngeschwindigkeit von 22 Knoten. Zum Ausbau dieser Motoren war eine aufwendige Vorbereitungszeit sowohl im Maschinenraum als auch an der Schiffsaußenhaut und auf den Landseiten notwendig. Die zum Betrieb notwendigen Rohrleitungen für Schmieröl, Brennstoff, See- und Frischkühlwasser wurden demontiert, ebenso wie die Messkabel und den Ausbau störenden Lüftungskanäle. Sie wurden weitgehend mit den Pumpen und Wärmetauschern und seitlichen Trennwänden aus dem Hauptmaschinenraum  entfernt, um Platz für den horizontalen Ausbau der alten und Einbau der neuen Hauptmotoren zu schaffen.

 

Auch die vier Zwischengetriebe zwischen den vorhandenen Getrieben und den neuen Hauptmotoren zum Antrieb der Wellengeneratoren zur Stromversorgung wurden ausgetauscht. Da die neuen 12-Zylinder-V-Motoren insgesamt weniger Platz beanspruchten wurde im Maschinenbereich für die Stromerzeugung ein neues Wärtsilä Dieselmotor vom Typ 8L32 zum Antrieb eines Generators installiert.

 

Tabelle 1: Technische Daten der Artania

Name:

MS ARTANIA

Größe:  

44.500 BRZ

Länge:  

231 m

Breite:   

29 m

Tiefgang:  

7,8 m

Decks

9

Baujahr:  

1984 als Royal Princess

Stabilisatoren:  

Flossenstabilisatoren Sperry Marine

Antrieb:  

Wärtsilä, 4 x 9.500 PS

Geschwindigkeit:

15-18 Knoten

Reederei:  

V-Ships/Monaco

Flagge:  

Bermuda

Schiffsbesatzung: 

ca. 420

Passagiere:  

maximal 1.200

Klassifikation:  

Lloyds Register

 

Quelle: Text kreuzfahrten-mehr.de, Fotos Dr. Hochhaus

 

 

2.1 Aus- und Einbau der Hauptmotoren

Um die vier Hauptmotoren auszubauen, waren zwei verschiedene Lösungen notwendig, da auf der Stb-Seite die „Dockzentrale“ mit dem Kraftwerk und riesigen Pumpen zur Dockentleerung für den Einsatz des riesigen Mobilkranes im Weg stand. Hier wurde von der Firma Lastro daher eine Art Portalkran aufgebaut, dessen Portale sich landseitig und schiffsseitig abstützten. Im Maschinenraum wurden Schienen für ein Schlittensystem aufgebaut, auf denen die jeweils rund 150 Tonnen schweren Motoren dann mit Seilwinden und hydraulischer Unterstützung horizontal zu den Außenhautöffnungen gezogen und geschoben wurden.

 

An der Backbordseite kam die Firma Felbermayr aus der Schweiz zum Einsatz, deren Schwerpunkte die Transport- und Hebetechnik sind. Der hier verwendete LR 1300 Raupenkran wog etwa  280 Tonnen und  hatte eine Traglast von 300 Tonnen. Die 4 neuen  Wärtsilä-Hauptmotoren der „Artania“ sind 12 Zylinder-V-Motoren vom Typ 12V32, die  insgesamt 27.840 kW Nennleistung haben.

 

Quelle Text und folgende Fotos: kreuzfahrten-mehr.de

 

2.2 Ein paar Zahlen zum Umbau

 

  • 4 neue Motoren des Typs Wärtsilä 12V32 und ein neuer Diesel-Generator mit insgesamt 43.234 PS Leistung
  • 152 neue Balkone inklusive Trennwände und Balkontüren
  • 449 renovierte Passagierkabinen und Baderneuerungen mit Duschinstallationen
  • 10.621 m² neuer Teppich verlegt
  • 3.200 laufende Meter Teakholz an Deck erneuert
  • 1.936 neue Vorhänge in Kabinen und öffentlichen Bereichen
  • 2.448 neue energiesparende Wand- und Deckleuchten in Kabinen und öffentlichen Bereichen
  • Über 1 Million geleistete Arbeitsstunden durch Werftarbeiter, Firmen und Besatzung
  • Durchschnittlich über 900 Arbeiter und Besatzungsmitglieder täglich an Bord

 Quelle: kreuzfahrten-mehr.de, folgende Bilder kreuzfahrten-mehr.de,

 

3. Montage der Propellerblätter.

Die MS „Artania“ ist mit Verstellpropellern ausgestattet, welche im Vergleich zu konventionellen Propellern, die aus einem Guss gefertigt sind, eine erhöhte Manövrierbarkeit aufweisen. Die einzelnen Propellerblätter sind drehbar an einer Nabe befestigt wobei sich die Steigung stufenlos von Nullschub in Richtung Voraus oder Zurück stellen lässt. Schiffe mit Verstellpropellern können bei laufenden Schiffsmotoren und regulärer Vorausfahrt quasi direkt den Rückwärtsgang einlegen.

 

Die Maschine muss nicht mehr angehalten oder auf eine Mindestdrehzahl heruntergefahren werden.

In der Wartung ist so ein Verstellpropeller aufwändiger, denn der Verstellmechanismus ist relativ empfindlich und es bedarf größter Sorgfalt bei der Anbringung der einzelnen Propellerflügel.

 

Text Quelle: kreuzfahrten-mehr.de

Folgende Fotos Dr. Hochhaus

 

3. Zusammenfassung

Nach dieser aufwendigen Aktion wurden die Hilfssysteme wieder eingebaut, teilweise wie das Kühlwasser- und Brennstoffsystem auch erneuert. Auch die Anlagen zur Brennstoffaufbereitung und Schmierölreinigung wurden erneuert. Im Dezember wurden diese Umbauarbeiten, Erprobungen und Abnahmen weitgehend abgeschlossen und Restarbeiten erfolgten auf der Überreise nach Hamburg, wo die ersten Gäste an Bord der neumotorisierten „Artania“ an Bord genommen wurden.