Flensburger Schiffbagesellschaft (FSG)

ConRo Neubau Nr. 757 mit Entschwefelungsanlage

Karl-Heinz Hochhaus

Am Samstag den 9. Februar 2013 erfolgt unter der Bezeichnung FSG ConRo Neubau Nr. 757 bei der Flensburger Schiffbau Gesellschaft (FSG ) in Flensburg die Kiellegung zum weltweit ersten Schiffsneubau, der mit einer Trockenentschwefelungsanlage ausgestattet wird.

 

Schiffsbeschreibung

Das 210 Meter ConRo-Schiff (Breite über Spanten 29,60 m, Tiefgang 8,60 m) wird mit 26.800 BRZ vermessen sein und ist für 20 Knoten ausgelegt. Die Ablieferung erfolgt im Oktober 2013. Es kann wie der Typbegriff aussagt, Container und rollende Ladung übernehmen. Es ist für weltweite Fahrt ausgelegt, hat Eisklasse und zählt mit der "trockenen" Entschwefelungsanlage zu einer sehr umweltfreundlichen Fähre. Zur flexiblen Beladung ist das 19.500 tdw Schiff mit einer Heckrampe sowie einer Seitenrampe ausgerüstet. Das über eine Rampe zugängliche Wetterdeck kann von rollender Ladung erreicht werden, ist aber vorzugsweise für Container gedacht. Es bietet Stellplätze für insgesamt 940 TEU, davon 120 Kühlcontainer und 200 beheizbare Container. Rund 210 PKW und fast 100 Trailer (2,800 LKW Spurmeter) lassen sich auf dem Hauptdeck und im unteren Laderaum stauen.

 

 

Die Oceanex Connaigra auf dem überdachten Helgen (Quelle Wikipedia-Karl-Heinz Hochhaus)

 

Technische Anlagen

Die Hauptmaschinen (2 x MAN 7L48/60-CR mit je 8400 kW) wirken über Schaltkupplungen und ein Sammelgetriebe auf einen Verstellpropeller.  Damit kann die eine oder andere Hauptmaschine ausgekuppelt werden und über einen PTO das Schiff mit Strom versorgen. Vier Querstrahlruder mit einer Leistung von insgesamt 5600 kW werden für die Manöverfahrt installiert. Die für Menschen und Ladung extremen Schiffsbewegungen in den rauen Gewässern von Nordamerika und Kanada werden mit Rolldämpfungstanks (Flume Tanks)und Flossenstabilisatoren reduziert.

 

Entschwefelungsanlagen

Die 2015 in Kraft tretenden Schwefel-Emissions-Grenzwerte nach MARPOL Annex VI werden mit der trockenen Abgasreinigungsanlage der deutschen Firma Couple Systems erfüllt, die auf der TIMBUS eine erste zweistufige Versuchsanlage mit Silo und Reststoffbehälter realisiert hatte. Damit werden auf dem Neubau die Hauptmaschinen und auch die Hilfsdiesel ausgestattet. Das Klassezeichen lautet "DVV 1A1, General Cargo Carrier Ro-Ro, ICE 1A, E0, NAUT-AW, BIS, TMON, DG-P, CLEAN"

 

Die weitgehend fertige Oceanex Connaigra (Quelle Wikipedia-www.fleno.de)

 

Trockenentschwefelung

Das Prinzip der trockenen Entschwefelungsanlagen ist aus den Kraftwerken an Land entstanden. Dort werden die Schwefelverbindungen in Kalkmilch gebunden. Da sich das Verfahren aus Platzgründen auf Schiffen nicht nachträglich realisieren lässt, wird Kalkgranulat mit riesiger „innerer“ Oberfläche genutzt. Das Kalkgranulat bindet die Schwefelverbindungen SO2 und SO3, wobei Wasser freigesetzt wird.

 

Als ersten Neubau mit einer trockenen Entschwefelungsanlage konstruierte und baute die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft 2013/14 ein neuartiges und umweltfreundliches ConRo-Schiff, die Oceanex Connaigra. Das 200 Meter lange Schiff mit einer Tragfähigkeit von 19.500 Tonnen hat Eisklasse, ist für weltweite Fahrt ausgelegt und zählte aufgrund der Entschwefelung zu den umweltfreundlichsten ConRo-Fähren zu dieser Zeit.

 

 Luftaufnahme der Werft vom Juni 1965 (Quelle Wikipedia- Magnussen, Friedrich (1914-1987) )

 

 

Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG)

 

Die Flensburger Schiffbagesellschaft (FSG) wurde 1872  von fünf Flensburger Unternehmern als Aktiengesellschaft gegründet..An der Westseite des Flensburger Hafens wurde ein Gelände erworben und Helgen für bis zu 100 Meter große Schiffe errichtet. Die Doris Brodersen, war ein Vollschiff aus Stahl und der erste Neubau Er ,wurde 1875 in Dienst gestellt. 1892 erfolgte der Bau eines Schwimmdocks von 2300 Tonnen Tragfähigkeit.

 

Seit einigen Jahren kämpft die Werft ums Überleben und hat 2020 einen  Insolvenzantrag gestellt. Im September 2020 übernahm  Lars Windhorst Teile des Werftbetriebs mit zusammen etwa 350 Beschäftigten. Die übrigen rund 300 Beschäftigten gingen  ab 1. August 2020 befristet für sechs Monate in eine Transfergesellschaft. 

 

Eine Gesellschaft aus dem Umfeld von Windhorst, die Tennor-Holding mit der  IVP Ship, hat  eine Frachtfähre im Wert von 70 Millionen Euro bestellt. Dafür wurden die ersten zusätzlichen Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt. sagte FSG-Geschäftsführer Philipp Maracke.

 

Die RoRo-Fähre ist 210 Meter lang, sie soll im April 2022 fertiggestellt werden. Es besteht die Option auf ein zweites Schiff.