Litauen braucht kein Gas aus Russland mehr

AKTUALISIERT THB 18.7.2022

 

AKTUALISIERT

 

Bei LNG von Klaipeda lernen

Delegation aus Hamburg, Brunsbüttel und Lübeck besucht litauischen Hafen

Deutschland ist der mit Ab-

stand wichtigste seeseitige

Handelspartner des Hafens

Klaipeda, dem einzigen li-

tauischen Seehafen. Das

betonte Algis Latakas von

der Klaipeda State Seaport

Authority (KSSA) jetzt beim

dreitägigen Besuch einer Ha-

fen- und Wirtschaftsdelegation aus Hamburg, Brunsbüttel und Lübeck in Litauen. Die Delegation wurde von Lutz Birke, Amtsleiter Hafen und Innovation der Behörde für Wirtschaft und Innovationder Freien und Hansestadt Hamburg, geleitet.Auf großes Interesse stieß der von Klaipedos Naftabetriebene FSRU „Independence“, da nun auch in deutschen Häfen LNG-Importterminals gebaut werden. Diskutiert wurden daher unter anderem Fragen zur Projektimplementierung, zu den besonderen Anforderungen an einen sicheren Betrieb und zu logistischen Prozessen rund um das Handling von Flüssigerdgas. In Klaipeda wurde bereits 2014 der erste LNG-Terminal eröffnet. „Der Besuch in Klaipeda bot tiefe Einblicke in die zukunftsträchtigen Themen, mit denen sich unsere Häfen beschäftigen. Dazu zählen die Energieversorgungssicherheit, beispielweise durch LNG, die Herausforderungen durch die weltweit gestörten Logistikketten und auch die Bereitstellung von Landstromanlagen für Container- und Kreuzfahrtschiffe“, berichtet Delegationsleiter Birke. Den Hamburger Hafen verbinden sechs Container-Liniendienste mit Litauen, die Malle Klaipeda anlaufen. Die Transitzeit beträgt in der Regel zwei bis vier Tagen .bek

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stand: 11.04.2022 08:08 Uhr

Jahrelang hat Litauen daran gearbeitet, sich aus der Gas-Abhängigkeit von Russland zu lösen - mit Erfolg. Ob das neue Flüssiggas-Terminal auch für die Versorgung der baltischen Nachbarn reicht, ist aber umstritten.

Klaipėda ist Litauens größter Hafen. Hier hat das Land in den vergangenen Jahren viel Geld investiert: 2014 nahm ein großes Flüssiggas-Terminal seinen Betrieb auf. Die schwimmende Anlage befindet sich auf einem 300 Meter langen Schiff, das passenderweise den Namen "Independence" trägt - also Unabhängigkeit.

 

(Quelle: Von Sofie Donges, ARD-Studio Stockholm)
Je nach der Kapazität der LNG-Tanker können jährlich 4 bis 8 Mrd. cbm Erdgas auf der "Independence" in die Gasphase überführt werden und die Menge ist  ausreichend, um auch die Nachbarn mit Erdgas zu versorgen. Mit ein Grund für den Bau einer entsprechenden Pipeline Baltic Connector von Estland nach Finnland.

 

Die Produktion und Kosten der „Independence“

Die Produktion der „Independence“ wurde im November 2014 mit dem Flüssiggastanker „Golar Seal“ mit einer Ladung von 107.000 Kubikmeter LNG eröffnet. Es kam aus der Verflüssigungsanlage „Snøhvit“ (Schneewittchen) des staatlichen norwegische Ölkonzerns Statoil, die sich in der Nähe von Hammerfest befindet. Mit dieser ersten Ladung wurde ein Probebetrieb auf der von Litauen von Norwegen für zehn Jahre für 50 Mio. € gecharterten „Independence“ stattfinden um von Gazprom nabhängig zu werden. Das entspricht rund 14 000 € Charterkosten pro Tag.

 

Umgelegt auf die Kapazität von 5 Mrd cbm Erdgas bzw. 50 Mrd kWh ergeben damit sich zusätliche Kosten von:

 

5 Mrd cbm : 50 Mio € = 0,01€/cbm bzw. 0,001€/kWh

 

 

In Gelb Baltic Connector (Quelle MAN Energy Solutions (MAN))

Pipeline Balticconnector

  Balticconnector ist eine Erdgaspipeline zwischen Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland. Die Gesamtkosten des Baus der Pipeline betrugen rund 250 Mio. Euro und wurden zu zwei Drittel von der Europäischen Union übernommen. Der Gaskorridor ist seit Januar 2020 in Betrieb.[1]

 

Die Leitung besteht aus 21 km in Finnland, 77 km Offshore und 54 km in Estland. Die 152 km lange Pipeline kann in beide Richtungen betrieben werden. Die Transportkapazität beträgt 7 Millionen Kubikmeter Gas täglich.[2]

 

(Quelle Wikipedia)

 

 Die Balticconnector-Pipeline ist ein wegweisendes Energieprojekt für die Region. Sie verbindet nicht nur den finnischen und den estnischen Gasmarkt, sondern bietet auch mehr Optionen für das baltische Energiesystem als Ganzes.  Dieses Projekt ist ein konkreter Ausdruck der europäischen Solidarität und wird dazu beitragen, dass unsere Bevölkerung mit erschwinglicher, sicherer und nachhaltiger Energie versorgt wird.

 

Als EU-Projekt von gemeinsamem Interesse (PCI) erhielt der Balticconnector finanzielle Unterstützung aus der Fazilität "Connecting Europe" (CEF) für die vorbereitenden Studien und Arbeiten. Der Zuschuss für die Bauarbeiten in Höhe von 187,5 Mio. EUR wurde im August 2016 gewährt und deckte 75 % der Baukosten ab, was dem maximal zulässigen Kofinanzierungssatz entspricht.

 

(Quelle: https://energy.ec.europa.eu/topics/infrastructure/projects-common-interest_en)

 

 

 

Lieferungen aus verschiedenen Ländern

Bis zu drei Schiffe kommen im Monat hier an, oft aus den USA oder Norwegen, aber auch aus anderen Ländern. Dadurch verringerten sich in den vergangenen Jahren die Gaspreise, weil Litauen in der Lage war, mit mehreren Anbietern zu verhandeln, nicht nur mit Russland.

Trotzdem hielten Kritiker die Flüssiggasanlage für überdimensioniert und teuer. Doch Befürworter wie der Energieexperte Romas Švedas hielten dagegen: Es gehe nicht nur ums Geld. Švedas forscht an der Universität Vilnius und war vor einigen Jahren stellvertretender Minister für Energie. "2010 war Litauens Energie-Sicherheitslage kritisch. Unsere Abhängigkeit von dem einzigen externen Lieferanten Russland lag bei bis zu 80 Prozent", sagt er. "Nach der Schließung eines Atomkraftwerks war allen klar, dass Litauen auf einer isolierten Energieinsel in Europa lag und dass sich das dringend ändern musste."

 

Von Sofie Donges, ARD-Studio Stockholm

 

Gasimport aus Russland beendet

Seit Anfang April beziehe man gar kein Gas mehr aus Russland, teilte Litauens Energieministerium kürzlich mit. Präsident Gitanas Nausėda appellierte an die anderen EU-Länder, es Litauen nachzumachen. Denn Gasimporte aus Russland finanzierten den Krieg in der Ukraine, so der Präsident bei Twitter.

"Bis Ende des Jahres werden wir große Schiffslieferungen erhalten und so unseren Bedarf und auch den der Nachbarn decken", sagte der heutige Energieminister des Landes, Dainius Kreivys. "Ich will betonen, dass unsere früheren Regierungen sich gut auf diese Situation vorbereitet haben. Deshalb können wir heute gelassen bleiben."

 

 

Von Sofie Donges, ARD-Studio Stockholm