Offshore-Konverterplattformen LanWin 1 + 3

aktualisiert im Februer 2024

 

 Die beiden geplanten Netzanbindungssysteme "LanWin1" und "LanWin3" bekommen neue Namen und heißen zukünftig BalWin1 und BalWalwin2. Sie schließen Offshore-Windparks in der Nordsee ans Übertragungsnetz an Land an. Die HGÜ-Konverterplattformen der beiden HGÜ-Netzanbindungsprojekte BalWin1 und BalWin2 werden Siemens Energy und Dragados Offshore bauen. Für die Offshore-Netzanbindung und das Erdkabelprojekt beauftragte Amprion den italienischen Kabelhersteller Prysmian mit Sitz in Mailand.

 

Die Partner sollen jeweils zwei Konverter auf See und an Land in der neuen Leistungsklasse von 2 Gigawatt bauen. Die Systeme sollen zwei beziehungsweise drei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen in Betrieb genommen werden.Das Vertragsvolumen für die HGÜ-Konverterplattformen liegt bei über vier Milliarden Euro inklusive der Instandhaltung für zehn Jahre.

 

 Aufgrund der Beschleunigungsziele der Bundesregierung hatte die Amprion Offshore GmbH den Bau der Konverter früher als geplant bereits im Herbst 2022 ausgeschrieben. Die Pläne sehen vor, dass BalWin1 bereits 2029 anstatt 2031 und BalWin2 im Jahr 2030 anstatt 2033 in Betrieb gehen soll. Mit nur drei Monaten Ausschreibungs- und Vergabephase konnte Amprion den Prozess in Rekordzeit abschließen.

 

Die Meyer Werft erhält den Zuschlag für den Großteil der Stahlbauarbeiten der Amprion-Konverterplattformen. Die Amprion Offshore GmbH hatte Dragados Offshore und Siemens Energy mit dem Bau der Plattformen beauftragt. Das Konsortium hat Teile der Fertigung nun an die Meyer Werft vergeben.

 

 

 

 Quelle Amprion Pressemitteilung Amprion

 

 

Berlin/Hamburg, den 11. Januar 2023

 

Heute haben die Amprion Offshore GmbH und Siemens Energy den weltweit ersten erfolgreichen Vertragsabschluss für den Bau von zwei Offshore-Konverterplattformen der neuen 2-GW-Generation bekannt gegeben, die in Deutschland ab Ende der 2020er-Jahre Windparks auf See an das deutsche Übertragungsnetz anschließen sollen. Der bisherige Leistungsstandard liegt bei 900 MW.

 

Insbesondere bei den weiter vom Land entfernten Parks in der Nordsee, muss in Konverterstationen eine Umwandlung des produzierten Wechselstroms in Gleichstrom erfolgen, um Leistungsverluste zu minimieren. Über Gleichstromleitungen erfolgt der Transport an Land. Bereits heutige liegen deutsche Offshore-Windparks bis zu 120km vor der Küste.

 

Der Bau und das elektrotechnische Outfitting der zwischen 10.000 und 20.000 Tonnen schweren Stahlgiganten erfordert Platz, Knowhow, Infrastruktur und Kapital. In Deutschland wurde der Konverterbau aufgrund von mangelnder Nachfrage aufgrund der politisch herbeigeführten Unterbrechung des Offshore-Ausbaus 2018 eingestellt.

 

Durch die neuen Ausbauziele der Bundesregierung (30 GW bis 2030, 40 GW bis 2035, 70 GW bis 2045) sowie globaler Ausbau-Bestrebungen fast aller relevanten Küstenländer entsteht nun in den kommenden Jahren wieder ein enormer Bedarf an Produktionskapazitäten, die weder national noch international zurzeit vorhanden sind. Produktionsstandorte für Konverterplattformen sind dabei aufgrund der Größe und spezifischen Anforderungen besonders selten, was sie zu einem entscheidenden Nadelöhr werden lässt.

 

In Europa gibt es Stand heute zurzeit mit der Dragados-Werft in Spanien nur einen Standort, der die zukünftige Generation an 2-GW-Konverterplattformen fertigen kann. Auch im Bereich des konventionellen Konverterplattformbaus gibt es ein begrenztes europäisches Angebot, sodass Aufträge zuletzt nach Indonesien, Singapur oder China vergeben werden mussten.

 

Mit Blick auf die weltweiten Ausbaubestrebungen wird sich jedoch nicht nur die Frage stellen, ob eine Auftragsvergabe in diese Länder und ein Schleppen der Stahlkolosse bis in die Nordsee klima-, industrie- und wirtschaftspolitisch sinnvoll ist, sondern, ob dies aufgrund überhaupt noch möglich sein wird. Bereits heute zeigt sich, dass asiatische Standorte zunehmend nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit Blick auf den Platz, die Verfügbarkeit, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen, das vor Ort vorhandene Knowhow und den Ertüchtigungsbedarf bietet die Werft in Rostock-Warnemünde europaweit die besten Möglichkeiten, um schnellstmöglich für den Konverterplattformbau genutzt werden zu können. Hier hat die Insolvenz der MV-Werften vergangenes Jahr ein einmaliges Opportunitätsfenster für die Offshore-Energiewende geöffnet, den Standort erneut für den Konverterbau zu gewinnen. Mit dem belgischen Unternehmen Smulders und französischen Eiffage-Gruppe stand ein Interessent bereit, der das Knowhow zur Umsetzung mitbringt.

 

Quelle Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE

 

Nach der Übernahme des Werftgeländes durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im Sommer 2022 und eine anschließende Verpachtung an das Marinearsenal der Bundeswehr wurden ab September Gespräche zwischen Bundesministerien und dem Land Mecklenburg-Vorpommern zu einer möglichen Ko-Nutzung des Werft-Geländes aufgenommen. Im Ergebnis könnte der Konverterbau im Südteil angesiedelt werden, während das Marinearsenal im Nordteil der Werft bereits angesiedelt ist. 

 

Trotz ausgereifter Konzepte und Zugeständnisse zu einem sicheren und beeinträchtigungsfreien Parallelbetrieb, konnte bisher keine Einigung erzielt werden. Eine Einigung bis Ende letzten Jahres hätte es Smulders ermöglicht, an der Ausschreibung für LanWin 1+3 durch Amprion mit dem Rostocker Standort teilzunehmen. Seitens der Offshore-Windenergie sind Bedarf und Interesse an einer Einigung weiter ungebrochen. Eine Markterweiterung für Fertigungskapazitäten in der EU wäre aus Aspekten der Resilienz und energiepolitischen Unabhängigkeit Produktion nicht nur alternativlos, wenn die Ausbauziele erreicht werden sollen, sondern auch sicherheitstechnisch hochgradig relevant, wenn das sensible elektrotechnische Outfitting nicht in geopolitisch bedenklichen Regionen stattfinden soll.

Konsortium aus Siemens Energy und Dragados Offshore errichtet Konverter für zwei neue Netzanbindungssysteme

Weltweit erster Auftrag über 2-Gigawatt-Netzanbindungen

Größter Auftrag über Offshore-Netzanbindung in der Geschichte von Siemens Energy

 

Pressemitteilung10. Januar 2023 Siemens Energy Berlin

 

Großauftrag für Siemens Energy ermöglicht Windstrom-Transport für 4 Millionen Menschen 

 

Bei der Anbindung von Windparks in der deutschen Nordsee an das Stromnetz an Land sollen zukünftig Leistungen von bis zu zwei Gigawatt (GW) transportiert werden. Möglich machen das Konverterstationen, die von Siemens Energy und der spanischen Dragados Offshore bereitgestellt werden. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat den weltweit ersten Auftrag über zwei dieser Systeme an das Konsortium vergeben. Insgesamt können so bis zu vier Gigawatt grüner Strom aus mehreren Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee an Land transportiert werden. Eine solche Strommenge kann den Bedarf von etwa vier Millionen Menschen decken. Das Auftragsvolumen für das Konsortium liegt bei über vier Milliarden Euro inklusive der Instandhaltung für zehn Jahre. Es ist der größte Offshore-Netzanbindungs-Auftrag, den das Unternehmen bis jetzt erhalten hat.

 

„Die Windenergiebranche hat in den letzten Jahren immer wieder hervorragende technologische Fortschritte erzielen können – sei es bei der Leistung von Windturbinen oder bei den Netzanbindungen. Das Zwei- Gigawatt-System reiht sich hier nahtlos ein. Es macht die Übertragung grünen Stroms effizienter und schafft eine Standardisierung, wo bisher Einzelanfertigungen nötig waren“, sagt Tim Holt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy, und ergänzt: „Die Entwicklungen der Branche haben Zeit gekostet, die vor dem Hintergrund ambitionierter Offshore-Ausbauziele und den drastischen Folgen des Klimawandels nicht mehr verschwendet werden darf.“

 

 

 

 

Mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz hat die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Windenergie auf See festgesetzt: Die installierte Leistung soll bis 2030 auf mindestens 30 GW steigen, bis 2045 sollen sogar mindestens 70 GW erreicht werden. Dafür braucht es allerdings nicht nur neue Windparks. Um den Strom über weite Strecken nahezu verlustfrei zu transportieren, müssen mehr leistungsstarke Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Systeme gebaut werden. Die Erhöhung der Übertragungsleistung auf zwei Gigawatt stellt dabei einen entscheidenden Technologiesprung dar, denn es können über die neuen Systeme wesentlich mehr Windparks an das Netz angeschlossen werden als früher. Die zuletzt umgesetzten Projekte von Siemens Energy hatten eine Übertragungsleistung von 900 MW. Den Sprung auf zwei GW schafft Siemens Energy durch die Ausführung der Anlagen in einer „Bipol-Konfiguration“, d.h., die Anlagen können effektiv mit der doppelten Spannung arbeiten und so die doppelte Leistung übertragen. Die Anlagen gehören zu den weltweit ersten Offshore-Netzanbindungen dieser Art. 

 

Der Lieferumfang von Siemens Energy besteht insgesamt aus zwei Konverter-Plattformen auf dem Meer und zwei dazugehörigen Stationen an Land. Die Windturbinen erzeugen Wechselstrom und speisen diese in die Konverter-Plattformen. Diese wandeln den Wechselstrom in Gleichstrom um. Nur so können die großen Mengen an Energie über ein Gleichstrom-Kabel die lange Distanz von jeweils rund 390 Kilometer verlustarm zu den beiden Konverter-Stationen an Land zurücklegen. Diese werden in der Nähe von Wehrendorf im südlichen Osnabrücker Land in Niedersachsen und Westerkappeln im nördlichen Nordrhein-Westfalen errichtet.

 

Europäische Technologie für die Energiewende

Die wesentlichen Hochspannungsbetriebsmittel für die beiden Anschlusssysteme, wie etwa die Konverter-Technologie, Transformatoren oder Schaltanlagen, wird Siemens Energy in Deutschland fertigen. Siemens Energy wird zudem die komplette Wartung der Anlagen für zehn Jahre übernehmen. Dazu gehören unter anderem Serviceleistungen zur Sicherstellung der Cybersicherheit und der Transportlogistik, wie zum Beispiel die Bereitstellung von Service-Schiffen und Helikoptern. Der spanische Konsortialpartner Dragados Offshore verantwortet den Bau sowie die Offshore-Installation der zugehörigen Plattformen. Der Bau erfolgt in der Werft des Unternehmens in Cádiz, Spanien.

Die Anbindungssysteme werden bereits ab 2029 und 2030 Strom übertragen und somit Deutschlands beschleunigte Ziele der Energiewende unterstützen. Zudem sind die Stationen so ausgelegt, dass sie zukünftig auch in Multi-Terminal-Systemen integriert werden können. Statt reinen Punkt-zu-Punkt- Verbindungen könnten dann mehrere Gleichstrom-Verbindungen in einer Station zusammenlaufen. Durch diese Gleichstromnetze an Land und auf hoher See (als Offshore-Hubs) soll Strom in Zukunft flexibler und schneller zu den Verbrauchern gebracht werden. Die Konverter-Anlagen sind dabei die Strom-Drehkreuze an den Netzknotenpunkten, die den Strom je nach Bedarfssituation übertragen.