LNG in Deutschland

Karl-Heinz Hochhaus

 

 Die Standorte in Wilhelmshaven (Wilhelmshaven I) und Lubmin haben bereits ihre Arbeit aufgenommen, die Standorte „Wilhelmshaven II“ und Stade sollen ab dem Winter 2023 Flüssiggas importieren können. Brunsbüttel ist der weitere Standort in Deutschland, an dem zeitnah ein schwimmendes LNG-Terminal entsteht.

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  Drittes LNG-Terminal in Niedersachsen - Olaf Lies kündigt nächste Taskforce an:

„Wilhelmshaven perfekter Standort

Niedersachsen ist das neue energiepolitische Zentrum der Republik“

 

Lies kündigte die Einrichtung einer weiteren Taskforce für schnelle Planung, Genehmigung und Bau des zweiten FSRU-Anlegers: „Wir zeigen Deutschland und Europa gerade bereits am ersten Standort in Wilhelmshaven und an dem in Stade, was wir meinen, wenn wir von einer neuen Deutschlandgeschwindigkeit für Planung, Genehmigung und Bau dieser wichtigen Infrastruktur sprechen. Das wird auch in Berlin registriert. Und daher ist die heutige Entscheidung auch eine ganz bewusste für Niedersachsen. Denn auch den zweiten Standort in Wilhelmshaven werden wir mit dieser Geschwindigkeit angehen.



Robert Habeck hat mit dem Unternehmen

Tree Energy Solutions (TES)

eine Vereinbarung über den Standort für ein weiteres schwimmendes LNG-

Terminal unterzeichnet. Diese fünfte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) soll in

Wilhelmshaven festmachen. Nach dem ersten Standort in Wilhelmshaven (Inbetriebnahme

Winter 2022) und dem in Stade (Inbetriebnahme Herbst 2023) ist das die dritte von

insgesamt fünf FSRUs des Bundes, die an der Niedersächsischen Küste installiert werden.

Auch über diese FSRU soll noch vor dem Winter 2023 Gas importiert werden.

 

 Stade gehört, ebenso wie die zwei Standorte in Wilhelmshaven (einer in Brunsbüttel sowie ein weiterer in Lubmin) zu den fünf Standorten in Deutschland, an denen zeitnah schwimmende LNG-Terminals entstehen sollen. Der erste Standort in Wilhelmshaven (Wilhelmshaven I) soll bereits in diesem Winter seine Arbeit aufnehmen können, die Standorte „Wilhelmshaven II“ und Stade sollen ab dem Winter 2023 Flüssiggas importieren können.

 

 

Quelle

Archivstraße 2, 30169 Hannover Tel.: +49 511.120-3423

www.umwelt.niedersachsen.de

E-Mail: pressestelle@mu.niedersachsen.de

 

 

 

LNG Gesamtsystem, von der Quelle bis zum Verbraucher (Quelle Wikipedia Dirk Hochhaus)

 

Dieser Beitrag entstand aus aktuellen Anlaß, Basis sind zwei Beiträge, die ich in  Wikipedia erstellt und hochgeladen habe. Einer mit Schwerpunkt zur Versorgung von Schiffen " Deutsches LNG Terminal"

wurde am 29. Januar mangels Relevanz gelöscht. Den zweiten habe  ich am 9. Dezember 2018 in Wikipedia hochgeladen und am 27. und 28 Februar aufgrund relevanter Ereignisse aktualisiert.

Preise für Erdgas von 2017-2021 ( 1 MMBtu entspricht 1 million BTU (British Thermal Unit))

(1 MMBtu = 28.263682 m 3)

 

LNG Weltmarkt

Im Jahr 2020 erreichten die weltweiten LNG-Importe rund 356 Millionen Tonnen. Dabei stehen z. Zt. 20 exportierende Länder 42 Ländern gegenüber, die LNG einführen.

 

Australien und Katar mit jeweils 77 Millionen Tonnen stehen an der Spitze der exportierenden Länder, danach folgen die Vereinigten Staaten mit 44,8 Millionen Tonnen an dritter Stelle, gefolgt von der russischen Föderation mit 39 Millionen Tonnen und Malaysia mit 24 Millionen Tonnen.

 

China ist der zweitgrößte LNG-Importeur weltweit mit fast 69 Millionen Tonnen. Europa importierte rund 82 Millionen Tonnen, was einem Rückgang von 4,3 Millionen Tonnen entspricht. Die drei führenden LNG-Importeure in Europa bleiben Spanien mit 15,4 Millionen Tonnen gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 13,4 Millionen Tonnen und Frankreich mit 13,1 Millionen Tonnen.

 

Für Deutschland besonders  interessant ist der LNG Spotmarkt, und hier besonders Die USA und Australien. Der LNG Spotmarkt erreichte 2020 rund 143 Millionen Tonnen. Er hat um 23,5 Millionen Tonnen, d. h. um 19,8 %, zugenommen, und er entsprach damit 40 % des gesamten Handels verglichen mit 34 % im Jahr 2019. Die Vereinigten Staaten blieben der führende Exporteur von Spot- und Kurzzeit-LNG mit einem Anteil von 21,3 % am gesamten Spot- und kurzfristigen Mengen, dicht gefolgt von Australien mit einem Marktanteil von 19,9 %.

 

Der LNG-Spotmarkt ist der Markt, der für Deutschland relevant ist, weil Deutschland sich von Russland unabhängig machen will. Er ermöglicht kurzfristige LNG-Lieferungen. Die  Spotmengen, eine LNG-Tankerliefereung ermöglicht maximal 260.000 cbm LNG, müßten jedoch über Belgiens , Hollands oder Frankreichs Häfen laufen, da Deutschlands Häfen keine LNG-Import-Terminals haben. Auch Polen oder Litauen verfügt über LNG-Terminals.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der eisbrechende Tanker Christophe de Margerie lädt Flüssiggas an der Yamal-LNG-Anlage im Hafen von Sabetta (Bild Imago Images)

 

LNG Tanker

2022 sind weltweit 680 LNG Tanker mit einem Transportvolumen von 103 Millionen Kubikmetern in Fahrt, weitere 182 LNG Tanker sind bestellt und werden bis 2025 die LNG-Flotte ergänzen.

 

 

 

Pipeline Gas aus Rußland im Jahr 2021 und 2022  in Mio cbm/Tag (Quelle https://www.kpler.com/)

 

 

Deutschland ist der größte Importeur und Zahler für Erdöl, Gas und Kohle. 2020 kaufte die EU für rund 60 Mrd. € Erdöl, Gas und Kohle in Rußland, rund 164 Mio. € am Tag. Gemeinsam überweisen die EU, die USA und Großbritannien täglich rund 350 Mio. $ für Gas. (Quelle FAZ Seite 17 vom 28. Feb. 2022)

 

Gasversorgung,  Störungen durch den Ukraine Krieg 

Pipeline-Gas gelangt über drei Hauptroutenvon Rußland  nach Mitteleuropa

- das ukrainische Transitsystem, über das Gas in der Slowakei bei Velke Kapusany ankommt,

- die Nord Stream 1-Pipeline, die durch die Ostsee nach Lubmin in Deutschland führt, und

- die Jamal-Pipeline, die durch Weißrussland und Polen nach Mallnow in Deutschland führt.

 

Die Durchflüsse durch die Ukraine und die Jamal-Pipeline waren von dem Krieg  am stärksten betroffen, da Gazprom versucht hat, kostspielige Kapazitätsbuchungen zu vermeiden. Durch die Jamal-Pipeline sind seit dem 21. Dezember keine Lieferungen in Richtung Westen mehr erfolgt.

(Quelle https://www.kpler.com/)

 

 

                  

 

 

 

 

 

 

LNG Tanker, Schnittbild aus (Quelle Welleman Wikipedia)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

LNG in Deutschland

 

Bisher gibt es in Deutschland kein Terminal für LNG, wie verflüssigtes Erdgas in der Kurzform bezeichnet wird. Bisher wird LNG über benachbarte Staaten, vorwiegend – Belgien und die Niederlande, aber auch über andere Nachbarstaaten mit LNG-Terminal europäische Staaten – auf den deutschen Markt gebracht. So wird zum Beispiel das LNG zum Bunkern von Schiffen mit LNG als Brennstoff mit Tank-LKWs aus niederländischen oder belgischen Häfen gebracht.

 

 

 

 

 

 

Nord Stream 2-Pipeline gestoppt

Der Bundeskanzler Olaf Scholz gab bekannt, dass das Land die Zertifizierung der neuen Nord Stream 2-Pipeline mit einer Kapazität von 55 Mrd. m3/Jahr gestoppt hat. Damit reagierte Deutschland auf den Ukraine Krieg oder nach anderer Lesart auf die Entscheidung von Präsident Putin, "Friedenstruppen" in die Ostukraine zu entsenden, nachdem er die abtrünnigen Regionen Donezk und Luhansk offiziell als unabhängig anerkannt hatte.

 

 

 

  Export-Import-LNG-Terminals  2009   (Quelle Wikipedia MaciejKa)

 

In Europa gibt es 36 Import-LNG-Terminals

 

In Europa gibt es 36, in der EU 29  Import-LNG-Terminals, keines in Deutschland. Als Import-LNG-Terminals sind sowohl Land-Terminals als auch schwimmende Terminals in Form eines FRSU-Schiffes zu verstehen.

 

Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg erfolgte am Sonntag den 27. Februar 2022 eine Sondersitzung des Deutschen Bundestages, auf dem die deutsche Abhängigkeit von den russischen Erdgaslieferungen kritisch betrachtet wurde. Der Bundeskanzler kündigte an, dass in Deutschland kurzfristig zwei LNG-Terminals errichtet werden sollen. Ein Terminal soll in Wilhelmshaven als FRSU (also ein schwimmendes Speicher- und Verdampfungs-Schiff) und ein Terminal soll in Brunsbüttel entstehen, um die einseitige Abhängigkeit von Russland zu beenden.

 

 (Geplantes LNG Terminal in Brunsbüttel (Quelle German LNG Terminal GmbH)

 

Das German LNG Terminal ist ein Projekt zur Errichtung und zum Betrieb des Flüssigerdgasterminal in Brunsbüttel

 

Die Bundesregierung befürwortet inzwischen die Projekte der Flüssigerdgasterminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel, um durch den Import von Flüssiggas aus Übersee die Abhängigkeit von Erdgasimporten aus Russland zu vermindern, während die Deutsche Umwelthilfe die Errichtung von Flüssigerdgas-Terminals in Deutschland aus Klimaschutzgründen verhindern will.

 

Das Projekt in Brunsbüttel wurde gestartet von der German LNG Terminal GmbH, die 2018 von den drei Unternehmen Gasunie LNG Holding B.V., Vopak LNG Holding B.V. und der Oiltanking GmbH (Tochterunternehmen der Marquard & Bahls AG in Hamburg) als Joint Venture gegründet wurde.

 

2021 beendete die niederländische Vopak ihr Engagement und zog sich zurück. Auch Oiltanking beendete die Teilnahme an dem Projekt. Die KFW stieg ein und auch RWE beteiligte sich mit 10% am geplanten Terminal (Quelle Spiegel 2022, Nr. 14 Seiten 16 u. 17).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die FRSU Golar Freeze, um 1977 von der HDW Kiel als Flüssigtanker abgeliefert, wurde inzwischen zur FRSU umgebaut und beliefert Jamaica heute mit Erdgas.

 

 

 

 

 

 

 

FRSU für Wilhelmshaven

Für Wilhelmshaven wird ein LNG-Terminalschiff als Flüssiggastanker geplant. Dabei handelt es sich um ein schwimmendes Importterminal nach dem Prinzip der FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) als schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit.

 

Weltweit gibt es 43 dieser FRSUs, die ersten entstanden wie z. B. die Golar Freeze um 1977 als Umbau eines Flüssiggastankers und liegt heute als Terminal bei Jamaica. Sie bestehen aus einem speziellen Schiff, das in der Nähe des Hafens liegt, und die Anlandung, Speicherung und Wiederverdampfung vom flüssigen tiefkalten Gases ermöglicht. Für die Erwärmung des LNGs wird Seewasser genutzt. Das wiederverdampfte Gas wird dann aus der FSRU über eine kurze Verbindungsleitung in Zwischenspeicher gepumpt und von dort ins Gasfernleitungsnetz eingespeist. FSRUs lassen sich schneller realisieren und sind in der Regel kostengünstiger als Landterminals. Bei Bedarf können sie auch in einen anderen Hafen verlegt werden.

 

Globale LNG Export- und Importländer (Quelle MaciejKa Wikipedia)

 

 

 Weitere in Frage kommende LNG-Terminals in Deutschland

 

 Johann Killinger, geschäftsführender Gesellschafter der Hanseatic Energy Hub informierte über den aktuellen Planungsstand für ein Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Stade, das jährlich bis zu 12 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr in die nur rund 10 Kilometer entfernten deutschen Gasnetze einspeisen soll. Es könnte jedoch auch erst rühestens Ende 2026 in Betrieb gehen. Bei Vollauslastung könnten damit rund zehn Prozent des deutschen Erdgasbedarfs gedeckt werden. Für das Projekt unmittelbar an der Elbe auf dem Gelände des Chemiekonzerns Dow Chemical sind rund 800 Mio. Euro für das Terminal an Investitionen geplant. Hinzu würden etwa 150 bis 200 Mio. Euro für öffentliche Hafenanlagen benötigt.

 

Spannend wird es, ob nach der Ankündigung des Bundeskanzlers eine Beschleunigung des Vorhabens realisiert werden kann. Als Beispiel sollte die deutsche Autofabrik von E. Musk dienen, der seine endgültige Baubgenehmigung in Brandenburg erst einige Tage vor der Fertigstellung erhielt.  Das war möglich, da er auf eigenes Risiko baute und bei der Verweigereung der Baubgenehmigung alles hätte abreißen müssen.

 

 Das ursprünglich geplante Terminal in Rostock wurde inzwischen gestoppt, aber aufgrund der gestoppten 2. Pipeline durch die Ostsee ist auch hier éine Wiederbelebung denkbar.

Flüssiggas für Europa in Mrd. cbm (Quelle Statista)